menu Menu
close
armin-risi.ch · Triskele
Deutsch English BCHS
Armin Risi
Philosoph • Autor • Referent
Radikal umdenken – neue Wege und Weltbilder

Vorwort zu

Pyramiden: Wissensträger aus Stein

Klitzke, Alex – Pyramiden – Wissensträger aus Stein

Ein Buch von Axel Klitzke

μηδεὶς εἰσίτω ἀγεωμέτρητος
mēdeìs eisítō ageōmétrikos

Mēdeìs eisítō ageōmétrikos. So soll der Leitspruch über dem Eingang zu Platons Akademie in Athen gelautet haben: „Es trete niemand hier ein, der nicht der Geometrie kundig ist.“

Der Eingang zu Platons Schule ist auch der Eingang zur gesamten abendländischen Philosophie und „Akademie“. Und der Schlüssel hierzu soll die Geometrie sein?!

Das mag auf den ersten Blick erstaunlich klingen. Aus welchem Grund muß man sich in Geometrie auskennen, wenn man sich in die „Akademie“, in eine akademische Bildung, hineinbegeben will? Muß jeder, der sich „Akademiker“ nennt, ein geōmétrikos sein? Warum ­verlangte der große Philosoph und Gelehrte Platon diese Qualifikation von seinen Schülern?

Das griechische Wort ageōmétrikos kann nicht nur als „der Geometrie unkundig“, sondern auch als „der Geometrie abgeneigt“ übersetzt werden. In diesem Sinn verlangte Platon nicht unbedingt, daß jeder Kandidat bereits ein gebildeter „Geometer“ war (in einigen Quellen wird Platons Leitspruch auch mit dem Wort ageōmétrētos wiedergegeben). Platon verlangte eine allgemeinere Qualifikation: Jemand, der in die höheren Wissenschaften eingeweiht werden wollte, durfte nicht geometrieunkundig oder zumindest nicht geometrieabgeneigt sein. Schülerkandidaten mußten also bereit sein, vor der Arbeit in der konkreten Welt zuerst ein klares abstraktes Denken zu erlernen, und hierzu gehörten in erster Linie die Wissenschaften der Philosophie und der Mathematik.

Denselben Leitspruch – mēdeìs eisítō ageōmétrikos – könnte man auch über das Buch (und die Forschungsarbeit) von Dipl.-Ing. Axel Klitzke stellen. In seinem Werk geht es um sehr konkrete und handfeste Themen: die alten Pyramiden. Axel Klitzke hat die Pyramiden Mittelamerikas und Ägyptens, insbesondere die von Teotihuacán, Dahschur und Giza, untersucht, und dabei entdeckte er verblüffende Parallelen, gestützt auf den Hunab, die Königselle und den Urzoll, deren wahre Länge er zu ermitteln vermochte – ebenfalls eine schlüsselhafte (Wieder-) Entdeckung. Dies zieht natürlich viele Fragen nach sich: Woher kommen diese Parallelen? Wer hat diese megalithischen Bauwerke errichtet? Wann und zu welchem Zweck?

Man könnte es sich bei diesen Fragen sehr leicht machen und einfach die vorherrschende „akademische“ Meinung übernehmen, nämlich daß es sich bei den ägyptischen Pyramiden um Grabmäler der Pharaonen der Vierten Dynastie handle (Snofru, Cheops usw.), die um 2500 v. Chr. gelebt haben.

Das jedoch ist keine akademisch gültige Erkenntnis im Sinne Platons, denn diese An­sicht ist ageōmétrikos. Wenn Platons Leitspruch für die Philosophie gilt, dann gilt er um so mehr für die Ägyptologie, insbesondere für die Pyramidenforschung! Nur diejenigen, deren Blick „geometrisch“ geschult ist, können den Pyramiden und den Erbauern der Pyramiden gerecht werden. Bezeichnenderweise gehört heute die Geometrie, und erst recht die Wissenschaft der heiligen Geometrie, nicht zum Lehrplan der Ägyptologie. Die „akademische“ Ägyptologie behauptet sogar, in den Pyramiden gebe es keine heilige Geometrie; dem Bau der Pyramiden liege kein Gesamtplan zugrunde; die Pharaonen hätten die Pyramiden schrittweise und experimentell gebaut; während des Baus sei die Planung immer wieder verändert, d. h. den neu gewonnenen Erkenntnissen (oder den Launen des jeweiligen Pharaos) angepaßt worden.

Hier muß einmal mehr betont werden, daß sich die Erbauer der Pyramiden nirgendwo schriftlich identifiziert haben. Die megalithischen Weltwunder von Ägypten sind inschriftenlos – ganz im Gegensatz zu den pharaonischen Bauten. Umgekehrt behaupten die Pha­raonen (Snofru, Cheops usw.) nirgendwo, sie hätten die Pyramiden von Dahschur bzw. Giza gebaut. Diese Zuordnung geht auf die Ägyptologen des 19. Jahrhunderts zurück und hat sich mittlerweile derart etabliert, daß sie kaum mehr jemand hinterfragt. Und doch: Hinterfragt man diese Zuordnung und untersucht objektiv, was die Beweise dafür sind, zeigt sich schnell, daß die wenigen Beweise, die angeführt werden, in keiner Weise überzeugend sind.

Axel Klitzke geht weit über diese grundlegenden Fragen hinaus, denn er ist geōmétrikos im strikten wie im weiteren Sinn. Als junger Mann war er, noch zu DDR-Zeiten, im Bergbau tätig und hat dadurch nachhaltige persönliche Erfahrungen im Umgang mit Gestein gemacht. Er weiß, was es heißt, mit Stein zu arbeiten. (Die heutigen „akademischen“ Pyramidenforscher behaupten, all die perfekt zugeschnittenen Kalkstein- und Granitquader der ägyptischen Megalith-Bauten seien von pharaonischen Arbeitern mit Holzhammer und Kupfermeißel in diese Form gebracht worden; damals gab es noch nicht einmal Eisenwerkzeuge.)

Axel Klitzkes Bildung ist nicht auf Sand, sondern auf Stein gebaut. Sein nachfolgendes Hochschulstudium und sein langjähriges Wirken auf dem Gebiet der Bauplanung schu­fen eine solide Grundlage für seine Forschungen. Wenn er den Bau und die Architektur der Pyramiden untersucht, kann er dies folglich sowohl von der praktischen als auch von der theoretischen Seite her tun.

Geometrie im antiken Verständnis bezieht sich nicht nur auf die Strukturierung und Vermessung der äußeren Welt, sondern auch auf die Erkenntnis der inneren Struktur des Kosmos. In diesem Zusammenhang sagte der griechische Universalgelehrte Pythagoras: „Alles ist Zahl.“ Damit wollte er ausdrücken, daß die Schöpfung das Werk eines bewußten Schöpfergottes ist, dessen kosmische Intelligenz sich in allumfassender Ordnung und Harmonie ausdrückt, die sich vom Menschen – auf der abstrakten Ebene – als erstes in Form von Zahlen und Zahlenverhältnissen nachvollziehen läßt; die Zahl ist der Ausdruck des Zusammenhangs von Einheit (Ursprung) und Vielheit (Schöpfung).

So gesehen, ist Axel Klitzke auch geōmétrikos im weiteren Sinn, denn er hat neben der Ingenieurwissenschaft auch die alten Mysterientraditionen erforscht, insbesondere die der Freimaurer. Dabei mußte er erkennen, daß in diesen Männergesellschaften nicht mehr viel vom ursprünglichen Wissen vorhanden ist, obwohl sie in ihrer Urform – über verschiedene Stationen des verborgenen Wirkens hinweg – auf sehr alte Wurzeln zurückgehen. Seine Forschungen sind also auch für diese Kreise sehr bereichernd und erhellend.

Platons Forderung bezog sich offensichtlich nicht auf eine einseitige, abstrakte Ausbil­dung, sondern auf eine universale, die es dem Studenten ermöglichte, weitsichtig und vielschichtig in der Welt der konkreten Formen (Architektur, Medizin, Politik usw.) tätig zu werden. Platon gehört zu den ersten großen Gelehrten des Abendlandes. Der Blick zurück in die Vergangenheit sollte jedoch nicht bei ihm aufhören, denn er selbst stand in der Tradition, die auf Pythagoras zurückgeht. Pythagoras war ein weitgereister Mann und begann seine eigene Lehrtätigkeit erst mit rund fünfzig Jahren. Traditionen, die auf ihn zurückgehen, sagen, er habe viele Jahre lang in ägyptischen Mysterienschulen studiert und sei dort in sehr hohe Grade eingeweiht worden.

Nach dem Vorbild des pythagoreischen Bundes gründete Platon im Jahr 388 v. Chr. seine Schule in den Hainen des Akádemos (vor den Toren Athens, im Nordwesten der Stadt, gelegen; benannt nach dem Heros Akádemos, der als Schutz- und Schirmherr Athens gilt, weil er durch seine Weisheit und Umsicht diese Stadt vor einem zerstörenden Angriff bewahrte). Auch von Platon wird gesagt, er habe Ägypten bereist und sei dort in die alten Mysterien, möglicherweise in die Aton-Mysterien, eingeweiht worden. Einige Interpreten deuten sogar seinen Namen in diesem Sinn: Pl-Aton.#fn:1

Eine der wichtigsten Strömungen, die das abendländische Geistesleben beeinflußten, stammt also – über Pythagoras, Platon und andere – aus Ägypten und geht, über diese Zwischenstation, auf noch viel ältere Quellen zurück. Auch die jüdisch-kabbalistische Tra­dition hat ägyptische Wurzeln, wie die historisch-symbolische Geschichte des Moses (ein ägyptischer Name!) zeigt: „Und Moses wurde unterwiesen in aller Weisheit der Ägypter, und er war mächtig in Worten und Werken.“ (Apg 7,22)

Sowohl die Geistesschulen Europas als auch die im Nahen Osten entstandenen Religio­nen haben uralte Wurzeln, die heute aber weitgehend verkannt oder sogar geleugnet werden. Die aktuelle Weltlage zeigt, daß diese Religionen und auch die säkularen Logenorga­nisa­tionen eine tiefgreifende Transformation und Durchlichtung benötigen, denn nur über eine Horizonterweiterung, die über das Irdisch-Weltliche hinaus ins Universelle geht, können die heutigen Spannungsfelder zwischen den Nationen, den Religionen und den anderen (öffentlichen wie geheimen) Machtorganisationen überwunden werden. Ent­schei­dend hierbei ist die Neuentdeckung der gemeinsamen Wurzeln, die alle Menschen und Kulturen verbinden.

Da im vorliegenden Buch nicht nur Buchstaben, sondern auch Zahlen vorkommen, sind die Leserinnen und Leser eingeladen, ebenfalls geōmétrikos zu sein, d. h. offen für die Geheimnisse der Zahlen und auch offen für die Geheimnisse der Bauwerke, die aus diesem Wissen heraus erbaut worden sind. Denn gerade in diesem Bereich stimmt das, was Pythagoras sagte, uneingeschränkt: „Alles ist Zahl.“ Interessant, ja geradezu sensationell, ist hier die Entdeckung, daß nicht die Menschen des heutigen Computer-Zeitalters die Hüter dieses Wissens sind, sondern die ältesten Kulturen der Welt, von denen nur noch einige wenige (anonyme) Bauwerke erhalten geblieben sind. Diese Bauwerke sind Ausdruck eines genialen und komplexen Geistes, der von den heute bekannten Kulturen, angefangen mit den alten Ägyptern, nur noch bewundert und verehrt werden konnte.

Dies alles wird einem klar, wenn man sich als geōmétrikos auf das Buch von Axel Klitzke einläßt. Sogar ich als „Zahlenmuffel“ fühlte mich sogleich tief angesprochen, und ich las das Manuskript mit Faszination und angehaltenem Atem, wohl wissend, daß ich es noch ein zweites und drittes Mal lesen muß, um alles zu verstehen. Aber ich wollte wissen, wohin die „heiße Spur“ der heiligen Geometrie führt, denn, und das ist von allem Anfang an klar: Dies ist die Spur zu den wirklichen Pyramiden-Erbauern und zu unserer vergessenen, aber nicht vergangenen Vergangenheit, die direkt mit unserer Zukunft verbunden ist.

Lassen Sie sich also von den Zahlen nicht abschrecken! Diese Zahlen sind die Hand­schrift bzw. die „Fingerabdrücke“ der Erbauer. Steigen Sie mit ein in die Untersuchung dieser Fingerabdrücke, und folgen Sie der heißen Spur! Dann können Sie Axel Klitzkes Buch nicht nur als Sachbuch lesen, sondern auch als Zahlenkrimi. Als dies bezeichnete ich das Manuskript nach der ersten Lektüre, obwohl das Wort „Zahlenkrimi“ die Trag­weite der hier dargelegten Fakten in keiner Weise zu würdigen vermag. Dieses Wort ist als Kompli­ment an den Autor gedacht, denn es soll ausdrücken, daß es ihm gelungen ist, ein kompliziertes Thema, das Zahlen (als Geometrie), Mystik und Menschheitsgeschichte in sich vereint, auf eine spannende und verständliche Weise darzulegen. Revolutionär und bahnbrechend ist es ohnehin.

Armin Risi

Website von Axel Klitzke: hores.org
  1. Platon hieß eigentlich Aristokles. Zur Namensänderung kam es erst im Erwachsenenalter, möglicherweise während oder nach seiner Ägyptenreise. Die übliche Erklärung lautet, der Name Platon gehe auf das griechische Adjektiv platys, „breitschultrig“, zurück. Dies ist wohl aber nur die profane Erklärung für einen Eingeweihtennamen. Dem Universalgelehrten Platon dürfte es sicher nicht entgangen sein, daß sein neuer Name den Gottes­namen Aton enthielt.

Neues Buch von Armin Risi