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armin-risi.ch · Triskele
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Armin Risi
Philosoph • Autor • Referent
Radikal umdenken – neue Wege und Weltbilder

Armin Risi: Einheit im Licht der Ganzheit – Orientierung im Labyrinth von Religion, Erleuchtung und New Age
(Theistische Mysterienschule | Band 2) • Aus: „Nachwort – Aphorismen und Kurztexte“, S. 253 f.

[Kurztext Nr. 6]

Wurzel allen Übels

Einig zu sein ist göttlich und gut; woher ist die Sucht denn
   Unter den Menschen, daß nur Einer und Eines nur sei?
                — Friedrich Hölderlin (1800)
Dieses heute sehr bekannte Epigramm Hölderlins bringt die Kritik an allen Formen von Einseitigkeit prägnant mit wenigen Worten zum Ausdruck. Die Formulierung „daß nur Einer und Eines nur sei“ bezieht sich auf das, was ich als Monotheismus und Atheismus bezeichne; „nur Einer“ meint den Glauben an den „einzigen Gott“, „nur … Eines“ die Verabsolutierung der Einheit, wie dies im Materialismus und im Monismus der Fall ist. Der Glaube – Hölderlin spricht von „Sucht“! –, „daß nur Einer und Eines nur sei“, steht im Widerspruch zum „Einig zu sein“: Wenn die Menschen von der beschriebenen „Sucht“ – von den ver-rückten Einseitigkeiten, die den Mittelweg und das menschliche Gleichgewicht verfehlen – frei werden, sind sie fähig, sich in einer höheren Einheit zu finden, die mehr als nur „Einer und Eines“ ist, nämlich Ganzheit. Hier sehen wir das Eine nicht getrennt von Allem: Gott nicht getrennt von den Menschen und die Menschen nicht getrennt von Gott. Gott ist nicht exklusiv, elitär und spaltend, sondern einigend. Was einigend ist, ist „göttlich und gut“, alles andere ist nicht „göttlich und gut“. Durch dieses Kriterium wird auch ein klares Unterscheiden möglich.
   „Eines zu sein mit Allem, das ist Leben der Gottheit, das ist der Himmel des Menschen“, schrieb Hölderlin in seinem poetischen Roman Hyperion (im „Ersten Buch“, zweiter Brief).

Neues Buch von Armin Risi