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Die Zukunft des Menschen im 21. Jahrhundert
Gespräch mit dem Veda-Philosophen Armin Risi
„Die Welt ist voller Gegensätze. Hinter der Trauer verbirgt sich Glück, und hinter dem Glück Trauer. Wo die Sonne scheint, ist auch Schatten: wo Licht ist, ist auch Dunkel: wo Geburt ist, da ist auch Tod. Loslösung von allem besteht darin, von diesen Gegensätzen nicht mehr berührt zu werden. Die Methode, über sie zu obsiegen, besteht nicht darin, sie auszulöschen, sondern darin, sich über zu erheben und vollkommen frei zu sein von jeder Gebundenheit an sie.“
– Mahātmā Gāndhī
– Mahātmā Gāndhī
Lieber Herr Risi,
Sie haben als Veda-Philosoph eine faszinierende Fülle an Erkenntnissen über Ursprung und Zukunft des Menschen zu Papier gebracht. Unsere Welt heute befindet sich in einem gewaltigen Transformationsprozess. Ich würde Ihnen gern bedeutende Aussagen des großen indischen Weisen Vivekānanda (1863–1902) vorlegen, der in der Unterscheidung von Wirklichkeit und Illusion den Zustand von Glückseligkeit erlebte, und möchte Sie bitten darauf zu antworten.
Sie haben als Veda-Philosoph eine faszinierende Fülle an Erkenntnissen über Ursprung und Zukunft des Menschen zu Papier gebracht. Unsere Welt heute befindet sich in einem gewaltigen Transformationsprozess. Ich würde Ihnen gern bedeutende Aussagen des großen indischen Weisen Vivekānanda (1863–1902) vorlegen, der in der Unterscheidung von Wirklichkeit und Illusion den Zustand von Glückseligkeit erlebte, und möchte Sie bitten darauf zu antworten.
Vivekānanda: „Unsterblichkeit und Glückseligkeit brauchen nicht erreicht zu werden, denn wir haben sie schon. Sie sind allezeit in uns gewesen.“
Armin Risi: Svāmī Vivekānanda ist ein Vertreter des monistischen Vedānta in der Linie des Śaṅkara. Vedānta bedeutet Schlussfolgerung (anta) des Veda und bezieht sich auf die Frage: Worauf läuft spirituelle Erkenntnis (veda) hinaus? Ich vertrete keine monistische, sondern eine theistische, d. h. ganzheitliche Spiritualität, die den Monismus beinhaltet, aber auf eine differenzierte Weise. Monismus ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Einheitslehren, die ich grundlegend in atheistische und theistische Einheitslehren unterteile. Der atheistische Monismus ist eine Verabsolutierung der Einheit. Aber wollen wir eine einheitliche Spiritualität? Oder eine ganzheitliche Spiritualität? Allein schon diese Frage zeigt, dass Einheit und Ganzheit nicht dasselbe sind.
Die oben zitierte Aussage ist nicht typisch monistisch, denn wenn wir „allezeit“, d. h. ewiglich glückselig sind, sind wir Teile eines glückseligen, d. h. in sich selbst erfüllten Ganzen, und Glückseligkeit ist eine Qualität von Bewusstsein. Wenn wir in unserer spirituellen Identität – als Teil des Ganzen – glückselig sind, dann hat auch das Ganze (Gott) diese Qualität. Also ist das Ganze nicht „nur“ eine Totalität von Energie, denn Energie an sich hat kein Bewusstsein und ist nicht glückselig. Wenn wir im theistischen Sinn von Gott sprechen, meinen wir damit das absolute Bewusstsein, von dem wir ein Teil sind. Mystisch ausgedrückt: „Gott ist mein Du, von dem ich nicht getrennt bin.“ Der Teil ist nie getrennt vom Ganzen, selbst wenn wir das Ganze (Gott) nicht mehr wahrnehmen. Gott ist nie von uns getrennt, aber wir können von Gott getrennt sein, doch dieses bedeckte, verdunkelte Bewusstsein von Getrennt-Sein ist Illusion (Sanskrit: māyā), denn in Wirklichkeit sind wir nie von Gott getrennt.
Die oben zitierte Aussage ist nicht typisch monistisch, denn wenn wir „allezeit“, d. h. ewiglich glückselig sind, sind wir Teile eines glückseligen, d. h. in sich selbst erfüllten Ganzen, und Glückseligkeit ist eine Qualität von Bewusstsein. Wenn wir in unserer spirituellen Identität – als Teil des Ganzen – glückselig sind, dann hat auch das Ganze (Gott) diese Qualität. Also ist das Ganze nicht „nur“ eine Totalität von Energie, denn Energie an sich hat kein Bewusstsein und ist nicht glückselig. Wenn wir im theistischen Sinn von Gott sprechen, meinen wir damit das absolute Bewusstsein, von dem wir ein Teil sind. Mystisch ausgedrückt: „Gott ist mein Du, von dem ich nicht getrennt bin.“ Der Teil ist nie getrennt vom Ganzen, selbst wenn wir das Ganze (Gott) nicht mehr wahrnehmen. Gott ist nie von uns getrennt, aber wir können von Gott getrennt sein, doch dieses bedeckte, verdunkelte Bewusstsein von Getrennt-Sein ist Illusion (Sanskrit: māyā), denn in Wirklichkeit sind wir nie von Gott getrennt.
Vivekānanda: „Ich wollte, Gott hätte alle Menschen so geschaffen, dass in ihnen Philosophie, Mystik, Gefühl und Aktivität in gleicher Weise vorhanden wären! Wenn du gebunden bist, wirst du gebunden bleiben. Wenn du auszusprechen wagst, dass du frei bist, bist du im gleichen Augenblick frei. Jeder Geist ist seinem Wesen und Vermögen nach göttlich!“
Armin Risi: Interessanterweise spricht Vivekānanda hier ebenfalls von Gott. Und dieses Zitat passt gut zum ersten. Wenn Unsterblichkeit und Glückseligkeit allezeit in uns sind, warum sind wir uns dessen jetzt nicht bewusst? Warum haben wir heute eine Weltsituation mit Kriegen, Ausbeutung, Korruption usw.? Waren die Menschen schon immer so? Auch im Urzustand? Vivekānanda sagt hier, er wünsche, Gott hätte die Menschen anders geschaffen. Doch es ist nicht das Licht, das die Dunkelheit erzeugt, sondern das, was sich dem Licht entgegenstellt und vom Licht ausgrenzt, erzeugt die Dunkelheit. Dunkelheit ist das Gegenteil von Licht, aber Licht ist nicht das Gegenteil von Dunkelheit, weil die Trennung nur von der Seite der Dunkelheit kommt. Solange wir ein Bewusstsein der Trennung aufrechterhalten, bleiben wir getrennt und „gebunden“, und wer sich von der Quelle trennt, muss seine „Energie“ woanders holen, nämlich bei anderen Lebewesen. Das ist der archetypische Grund für Gewalt, Ausbeutung usw. Wenn wir diese Trennung (falsche Identifikation mit Religionen, Gruppierungen, Ideologien usw.) überwinden, sind wir wieder im Licht. „Jeder Geist ist seinem Wesen und Vermögen nach göttlich!“ Um dasselbe etwas provokativer zu formulieren: Engel und gefallene Engel, sie alle sind Engel und daher göttlich, dennoch besteht ein Unterschied, und diejenigen in der Trennung sind eingeladen, diese Trennung zu überwinden.
Vivekānanda: „Der Mensch schreitet nicht von Irrtum zur Wahrheit, sondern von Wahrheit zu Wahrheit, von einer niedrigeren zu einer höheren Wahrheit“.
Armin Risi: Er unterscheidet hier zwischen niedrigeren und höheren Wahrheiten, und diese sind offensichtlich nicht gleich und gleichwertig, sonst müsste der Mensch nicht „von einer niedrigeren zu einer höheren Wahrheit“ schreiten. Ich spreche hier, wiederum etwas provokativer, von halben und ganzen Wahrheiten, was zum Ausdruck bringt, dass den halben Wahrheiten etwas fehlt, und wenn etwas fehlt, liegt buchstäblich ein Fehler vor. Der Neurochirurg Prof. Dr. med. Eben Alexander sagt dazu in seinem Buch Blick in die Ewigkeit: „Einer der größten Fehler, den Menschen machen, wenn sie über Gott nachdenken, ist, sich Gott als unpersönlich vorzustellen.“
„Unpersönlich“ bezieht sich auf die Non-Dualität (die Einheit/Totalität aller Energie), und es wäre „einer der größten Fehler“, Gott einseitig auf die Non-Dualität zu beschränken, denn das wäre ein monistischer oder deistischer Gott ohne Bewusstsein, ohne Willen und ohne Liebe. Aber „Dein Wille geschehe!“ Diese berühmte Gebetszeile besagt dreierlei:
1. Gott hat einen Willen, 2. dieser Wille wird den Menschen nicht aufgezwungen, und 3. nicht alles, was auf der Erde geschieht, ist Gottes Wille – denn wenn dem so wäre, müssten wir nicht extra „Dein Wille geschehe“ beten.
Non-Dualität ist die eine Seite der Ganzheit, Individualität (wörtlich: „unteilbares = ewiges Sein und Bewusstsein“) die andere. Beides zusammen ist die Ganzheit und der Kern der ganzheitlichen Spiritualität. Dies zeigt sich auch im hebräischen Gottesnamen JHWH. Im Hebräischen sind die Buchstaben auch Zahlen, und die Quersumme von J-H-W-H ist 26. Der Schlüssel zur Gotteszahl 26 ist 13+13. Im Hebräischen gibt es zwei zentrale Wörter mit der Quersumme 13: eḥāḏ, „Einheit“, und āhaḇ, „Liebe“. Keines der beiden 13-Wörter ist allein für sich die 26. Das heißt: Einheit ohne Liebe ist nicht das Ganze (Gott), und auch Liebe ohne Einheit nicht. Wenn wir dies ethisch und praktisch bis ins Weltpolitische hinein übertragen, ergeben sich brisante Diagnosen.
„Unpersönlich“ bezieht sich auf die Non-Dualität (die Einheit/Totalität aller Energie), und es wäre „einer der größten Fehler“, Gott einseitig auf die Non-Dualität zu beschränken, denn das wäre ein monistischer oder deistischer Gott ohne Bewusstsein, ohne Willen und ohne Liebe. Aber „Dein Wille geschehe!“ Diese berühmte Gebetszeile besagt dreierlei:
1. Gott hat einen Willen, 2. dieser Wille wird den Menschen nicht aufgezwungen, und 3. nicht alles, was auf der Erde geschieht, ist Gottes Wille – denn wenn dem so wäre, müssten wir nicht extra „Dein Wille geschehe“ beten.
Non-Dualität ist die eine Seite der Ganzheit, Individualität (wörtlich: „unteilbares = ewiges Sein und Bewusstsein“) die andere. Beides zusammen ist die Ganzheit und der Kern der ganzheitlichen Spiritualität. Dies zeigt sich auch im hebräischen Gottesnamen JHWH. Im Hebräischen sind die Buchstaben auch Zahlen, und die Quersumme von J-H-W-H ist 26. Der Schlüssel zur Gotteszahl 26 ist 13+13. Im Hebräischen gibt es zwei zentrale Wörter mit der Quersumme 13: eḥāḏ, „Einheit“, und āhaḇ, „Liebe“. Keines der beiden 13-Wörter ist allein für sich die 26. Das heißt: Einheit ohne Liebe ist nicht das Ganze (Gott), und auch Liebe ohne Einheit nicht. Wenn wir dies ethisch und praktisch bis ins Weltpolitische hinein übertragen, ergeben sich brisante Diagnosen.
Vivekānanda: „Bringe Licht, und das Übel verschwindet in einem Augenblick. Baue deinen Charakter auf, und offenbare deine wahre Natur, die strahlende, die glänzende, die ewig-reine, und erwecke sie in jedem, dem du begegnest“.
Armin Risi: Das ist aktueller denn je. Jetzt ist die Zeit, dass wir Freude und Begeisterung in das kollektive Bewusstsein einstrahlen lassen, denn obwohl man meinen könnte, die Menschheit sei „von allen guten Geistern verlassen“, ist dies nicht der Fall. Die Menschen brauchen sich nur wieder mit diesen „guten Geistern“, den Lichtwesen, zu verbinden, indem sie zuerst erkennen, dass sie selbst Lichtwesen sind. Dann können sie auch die anderen Menschen als Lichtwesen erkennen. Und dann können Wunder geschehen …
Irgendwo las ich mal: „Wer nicht an Wunder glaubt, hat vergessen, dass er selbst eines ist“, was mich wiederum an eine Bibelstelle erinnerte (Johannes 14,12–14): „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater. Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf dass der Vater geehrt werde in dem Sohne. Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.“ – Zwei ganz verschiedene Formulierungen, die aber in Essenz dasselbe sagen.
Irgendwo las ich mal: „Wer nicht an Wunder glaubt, hat vergessen, dass er selbst eines ist“, was mich wiederum an eine Bibelstelle erinnerte (Johannes 14,12–14): „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater. Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf dass der Vater geehrt werde in dem Sohne. Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.“ – Zwei ganz verschiedene Formulierungen, die aber in Essenz dasselbe sagen.
Vivekānanda: „Hänge nicht am alten Aberglauben. Sei stets neuen Wahrheiten geöffnet. Kein Wort der Wahrheit kann je verloren gehen. Es mag Jahrhunderte unter Unrat verborgen sein, aber früher oder später wird es sich zeigen. Die Wahrheit ist unzerstörbar. Die Tugend ist unzerstörbar. Die Reinheit ist unzerstörbar.
Armin Risi: Auch beim Aberglauben sind zwei Arten zu unterscheiden. Der eine Aber-glaube bezieht sich auf das Übernatürliche und erscheint in animistischer bis religiös-konfessioneller Form. Aberglaube kann aber auch in materialistischen (naturalistischen) Vorstellungen gründen und klingt dann sehr modern, ist aber im Kern dennoch Aberglaube, z. B. Materie organisiere sich selbst oder Bewusstsein entstehe im Gehirn, Menschen seien also nur lebende Körper, lebende Leichen. „Sei stets neuen Wahrheiten geöffnet.“ Dieser Aufruf gilt auch den Schulwissenschaften. Denn auch dort ist ein großes Umdenken notwendig. Die vielen Indizien, die den materialistischen Glauben in Frage stellen, können nicht länger ignoriert werden.
Nahtoderfahrungen, Astralreisen und paranormale Phänomene weisen auf das hin, was spirituelle Traditionen in aller Welt schon immer wussten: Es gibt feinstoffliche Welten, und der Mensch hat einen feinstofflichen Körper, ist in seiner Existenz also nicht auf den sterblichen Körper beschränkt. Wenn die Realität mehr umfasst als die physische Materie, was bedeutet dies für die heutige Wissenschaft, insbesondere für die Frage nach der Herkunft des Menschen?
Nahtoderfahrungen, Astralreisen und paranormale Phänomene weisen auf das hin, was spirituelle Traditionen in aller Welt schon immer wussten: Es gibt feinstoffliche Welten, und der Mensch hat einen feinstofflichen Körper, ist in seiner Existenz also nicht auf den sterblichen Körper beschränkt. Wenn die Realität mehr umfasst als die physische Materie, was bedeutet dies für die heutige Wissenschaft, insbesondere für die Frage nach der Herkunft des Menschen?
Vivekānanda: „Steh auf! Erwache! Was machst du? Wenn der Körper vergeht, soll er in Arbeit vergehen. Das Göttliche in dir und anderen zu erwecken ist das Ziel“.
Armin Risi: „Das Göttliche in dir und anderen zu erwecken“ – das ist die universell-spirituelle Essenz der ganzheitlichen (theistischen) Spiritualität, die ich in einem Buchtitel als „der radikale Mittelweg“ bezeichne. Wenn wir die Religions- und die Weltgeschichte anschauen, zeigt sich, dass sowohl die „religiösen“ als auch die „säkularen“ Machtgruppen weit von diesem Mittelweg abgekommen und in die eine oder die andere Einseitigkeit gefallen sind. Deswegen darf Vivekānandas Aufruf auch in den Plural gesetzt werden: „Steht auf! Erwacht! Was macht ihr?“ Um Gottes Willen …
Vivekānanda: „Wenn du glaubst, ein Körper zu sein, bist du vom Weltall getrennt. Wenn du glaubst, ein Geist zu sein, bist du ein Funke des ewigen Feuers, wenn du glaubst, das göttliche Selbst zu sein, bist du alles“.
Armin Risi: „Wenn du glaubst, ein Körper zu sein, bist du vom Weltall getrennt.“ Ein Weltbild, das den Menschen auf den Körper beschränkt und behauptet, Bewusstsein sei ein Produkt des Gehirns, ist demnach ein Weltbild der Trennung. Damit ist ein Großteil der heutigen Wissenschaft gemeint, und dazu gehört auch die Evolutionstheorie, die auf diesem materialistischen Weltbild beruht und davon ausgeht, man könne die gesamte Natur (die gesamte lebendige Welt) ausschließlich mit den Gesetzen der Materie erklären.
Was hier beschrieben wird, sind drei Stufen des Glaubens. „Glaube“ wird hier in der inneren Essenz dieses Wortes verstanden, nämlich „das Annehmen eines Weltbildes“. Materialismus und Atheismus sind ebenfalls Formen eines Glaubens. Auch der agnostische Glaube „Wir können nie erkennen, was Wahrheit ist“ ist ein Glaube. Jeder Mensch glaubt etwas, und der erste Schritt in der Selbsterkenntnis besteht genau darin, zu erkennen, dass meine Weltsicht auf einem Glauben beruht. Die Frage lautet dann: Was glaube ich? Was glaube ich nicht? Warum glaube ich etwas, und warum glaube ich etwas nicht? Wenn wir meinen, dass wir nichts anderes als ein lebender Körper sind und dass mit dem Tod alles vorbei ist, besteht der wichtigste nächste Schritt in der Erkenntnis, dass dies ein (materialistischer!) Glaube ist und noch lange keine Tatsache.
„Wenn du glaubst, ein Geist zu sein, bist du ein Funke des ewigen Feuers.“ Der nächste Schritt nach dem materialistischen Glauben ist die Erkenntnis, dass wir „Geist“ sind, d. h. Wesen von spiritueller Natur. Auf dem Veda-Weg ist dies die Erkenntnis: „Ich bin Brahman.“ Man sieht sich als Funke des ewigen Feuers oder Tropfen im Meer der Ewigkeit. Diese Erkenntnis der Non-Dualität („Ich bin nicht verschieden vom ewigen Feuer, nicht verschieden vom Meer der Ewigkeit“) führt zu einer inneren Neutralität und Souveränität. Angesichts des Auf und Ab und Hin und Hers in unserem materiellen Leben lautet ein einfacher, aber grundlegender Ratschlag: „Steh drüber!“ Echte Brahman-Erkenntnis bedeutet, dass man diese Stufe erreicht hat: Wir stehen darüber. Das ist aber nicht das Ziel, sondern die Grundlage von spiritueller Selbsterkenntnis. Wir haben erkannt, was wir nicht sind und verlieren uns deshalb nicht in den Projektionen der Dualität.
„Wenn du glaubst, das göttliche Selbst zu sein, bist du alles.“ Brahman-Erkenntnis bedeutet zuallererst die Erkenntnis, was ich nicht bin. Die nächste Frage ist dann natürlich: Was und wer bin ich? Hier kommen wir von der Non-Dualität zur Erkenntnis, dass ich „das göttliche Selbst“ bin, im wörtlichen Sinn: Individuum, „ein unteilbares und ungeteiltes Sein“. Zur Non-Dualität kommt hier auch die Erkenntnis der Individualität, und beides zusammen ist die Ganzheit. Wir erkennen uns als Teil des Ganzen, und in diesem Sinn kann auch gesagt werden: „Du bist alles“.
Was hier beschrieben wird, sind drei Stufen des Glaubens. „Glaube“ wird hier in der inneren Essenz dieses Wortes verstanden, nämlich „das Annehmen eines Weltbildes“. Materialismus und Atheismus sind ebenfalls Formen eines Glaubens. Auch der agnostische Glaube „Wir können nie erkennen, was Wahrheit ist“ ist ein Glaube. Jeder Mensch glaubt etwas, und der erste Schritt in der Selbsterkenntnis besteht genau darin, zu erkennen, dass meine Weltsicht auf einem Glauben beruht. Die Frage lautet dann: Was glaube ich? Was glaube ich nicht? Warum glaube ich etwas, und warum glaube ich etwas nicht? Wenn wir meinen, dass wir nichts anderes als ein lebender Körper sind und dass mit dem Tod alles vorbei ist, besteht der wichtigste nächste Schritt in der Erkenntnis, dass dies ein (materialistischer!) Glaube ist und noch lange keine Tatsache.
„Wenn du glaubst, ein Geist zu sein, bist du ein Funke des ewigen Feuers.“ Der nächste Schritt nach dem materialistischen Glauben ist die Erkenntnis, dass wir „Geist“ sind, d. h. Wesen von spiritueller Natur. Auf dem Veda-Weg ist dies die Erkenntnis: „Ich bin Brahman.“ Man sieht sich als Funke des ewigen Feuers oder Tropfen im Meer der Ewigkeit. Diese Erkenntnis der Non-Dualität („Ich bin nicht verschieden vom ewigen Feuer, nicht verschieden vom Meer der Ewigkeit“) führt zu einer inneren Neutralität und Souveränität. Angesichts des Auf und Ab und Hin und Hers in unserem materiellen Leben lautet ein einfacher, aber grundlegender Ratschlag: „Steh drüber!“ Echte Brahman-Erkenntnis bedeutet, dass man diese Stufe erreicht hat: Wir stehen darüber. Das ist aber nicht das Ziel, sondern die Grundlage von spiritueller Selbsterkenntnis. Wir haben erkannt, was wir nicht sind und verlieren uns deshalb nicht in den Projektionen der Dualität.
„Wenn du glaubst, das göttliche Selbst zu sein, bist du alles.“ Brahman-Erkenntnis bedeutet zuallererst die Erkenntnis, was ich nicht bin. Die nächste Frage ist dann natürlich: Was und wer bin ich? Hier kommen wir von der Non-Dualität zur Erkenntnis, dass ich „das göttliche Selbst“ bin, im wörtlichen Sinn: Individuum, „ein unteilbares und ungeteiltes Sein“. Zur Non-Dualität kommt hier auch die Erkenntnis der Individualität, und beides zusammen ist die Ganzheit. Wir erkennen uns als Teil des Ganzen, und in diesem Sinn kann auch gesagt werden: „Du bist alles“.
Vivekānanda: „Vollkommenheit braucht nicht erreicht zu werden, denn sie ist schon in uns. Unsterblichkeit und Glückseligkeit brauchen nicht erreicht zu werden, denn wir haben sie schon. Sie sind allzeit in uns gewesen“.
Armin Risi: Das ist dasselbe Zitat wie am Anfang, nur vollständiger. Was bedeutet Vollkommenheit? Wenn wir uns mit einem Sonnenstrahl vergleichen, dann „muss“ der Sonnenstrahl nicht Licht werden, sondern braucht nur das zu sein, was er schon ist. Sonnenstrahlen existieren nur wegen der Sonne, sind gleichzeitig aber auch der Beweis für die Existenz der Sonne. Ebenso sind wir Strahlen Gottes, und dieses Potential zu leben ist unsere Vollkommenheit – oder etwas weniger pathetisch: unsere persönliche Berufung.
Vivekānanda: „Solange du nicht bereit bist, dich in jeder Minute zu wandeln, kannst du niemals die Wahrheit erkennen. Aber du musst standhalten und ausharren im Forschen nach Wahrheit. Alles, was du sagst, wird die Wahrheit sein. Du kannst zu einem Menschen sagen: “sei gesegnet!”, und er wird gesegnet sein. Wenn ein Mensch krank ist und du ihm sagst: “Sei gesund!” – so wird er gesund sein“.
Armin Risi: Nach den bisherigen Ausführungen möchte ich eine pragmatische Zusammenfassung der Bhagavad-Gītā geben, und dies ist auch mein Lebensmotto: Wir tun, was wir können, und geben unser Bestes, und das ist unsere persönliche Vollkommenheit. Unser Bestes mag nicht „vollkommen“ sein, aber das ist Gott sei Dank auch nicht das Kriterium.
Vivekānanda: „Bring viel Licht in die Welt! Licht bringt Licht! Licht soll auf jeden einzelnen strahlen! Die Aufgabe ist nicht beendet, bis nicht jeder zum Schöpfer gelangt ist.“
Armin Risi: Das klingt nun nicht sehr monistisch, sondern durchaus theistisch (in der hier gegebenen Definition), und das ist auch meine Vision: dass „jeder zum Schöpfer gelangt“. Das bedeutet auch, dass diejenigen, die sich vom Licht getrennt haben, die Trennung erkennen und überwinden. Wenn ich darlege, wo im Materialismus, Deismus, Monismus usw. der sprichwörtliche Fehler am Anfang der Rechnung zu finden ist, geht diese Information auch ins kollektive Bewusstsein ein, denn Energie geht nie verloren. Und dadurch können auch die „Dunklen“ erfahren, warum die „anderen“ der Ansicht sind, dass sie „gefallen“ (in Trennung/Dunkelheit) sind und warum ihre Weltbilder einem einseitigen, halbwahren Verständnis entspringen. Der göttliche Wille ist, dass auch die gefallenen Engel sich wieder erinnern, dass sie Engel sind!
Wenn wir sterben, werden wir nicht gefragt: Welcher Religion hast du angehört? Welchem -ismus bist du gefolgt? Welche materiellen Ziele hast du erreicht? Die wirklich wichtigen Fragen lauten: Warst du glücklich? Warst du mit dir und der Welt und Gott in Frieden? Hast du dich selbst geliebt und die anderen und Gott?
Deshalb soll die obige wunderbare Aussage auch das Schlusswort sein:
„Bring viel Licht in die Welt! Licht bringt Licht! Licht soll auf jeden einzelnen strahlen! Die Aufgabe ist nicht beendet, bis nicht jeder zum Schöpfer gelangt ist.“
Wenn wir sterben, werden wir nicht gefragt: Welcher Religion hast du angehört? Welchem -ismus bist du gefolgt? Welche materiellen Ziele hast du erreicht? Die wirklich wichtigen Fragen lauten: Warst du glücklich? Warst du mit dir und der Welt und Gott in Frieden? Hast du dich selbst geliebt und die anderen und Gott?
Deshalb soll die obige wunderbare Aussage auch das Schlusswort sein:
„Bring viel Licht in die Welt! Licht bringt Licht! Licht soll auf jeden einzelnen strahlen! Die Aufgabe ist nicht beendet, bis nicht jeder zum Schöpfer gelangt ist.“
Narendranātha Datta „Vivekānanda“ (1863–1902)
Rabīndranātha Tagores Bewunderung für den zwei Jahre jüngeren, am 12. Januar 1863 in Kalkutta geborenen Narendranātha Datta, später als Vivekānanda (Sanskrit: „Glückseligkeit in der Unterscheidung von Wirklichkeit und Illusion“ bekannt geworden, war groß. Nach der Geburt seines Sohnes – er war 25 Jahre alt – wurde Narendranātha Mönch und entsagte der Welt. Er beherrschte Persisch und Sanskrit und war der bedeutendste Schüler des Christus-Anhängers Rāmakṛṣṇa (1836–1886). 6 Jahre saß Vivekānanda zu Füßen seines Meisters, der schon bei der ersten Begegnung erkannte, dass dieser Schüler seine Botschaft von der Einheit und Wahrheit aller Religionen, die er an sich selbst erfahren hatte, in aller Welt verbreiten würde.
Uneingeladen fuhr er 1893 mit finanzieller Unterstützung eines Schülers, des Mahārājas von Khetrī, nach Chicago/USA, wo anlässlich der großen Weltausstellung ein Weltkongress der Religionen stattfand, auf dem er als letzter Redner sprach und auf alle Versammelten tiefen Eindruck machte. Nach dem Kongress hielt er in vielen Städten der USA Vorträge und gründete einige Vedānta-Gesellschaften.
Vivekānandas berühmte Rede in Chicago war am 11. September 1893.
„Der Christ soll kein Hindu oder Buddhist werden, noch soll ein Hindu oder Buddhist ein Christ werden. Aber jeder muss den Geist der anderen aufnehmen und dennoch seine Individualität bewahren und wachsen nach seinem eigenen Gesetz des Wachstums. Wenn das Parlament der Religionen der Welt eines gezeigt hat, dann dies: Es hat der Welt bewiesen, dass Heiligkeit, Reinheit und Nächstenliebe nicht die exklusiven Besitztümer irgendeiner Kirche der Welt sind und dass jedes System Männer und Frauen mit herausragendem Charakter hervorgebracht hat. Und sollte jemand vom ausschließlichen Überleben der eigenen Religion und der Zerstörung der anderen träumen, dann habe ich aufgrund dieser Tatsache aus tiefstem Herzen Mitleid mit ihm und mache ihn darauf aufmerksam, dass trotz Widerständen auf dem Banner jeder Religion bald geschrieben stehen wird: ›Hilfe und nicht Kampf‹, ›Anpassung und nicht Zerstörung‹, ›Harmonie und Frieden und nicht Uneinigkeit‹.“
In Chicago traf Vivekānanda den amerikanischen Ölmagnaten und Multimillionär John D. Rockefeller (1839–1937), dem er sagte: „Gott hat Ihnen den Reichtum gegeben, damit Sie anderen helfen können.“Rockefeller war erzürnt darüber, dass ihm jemand sagen wollte, was er zu tun hätte. Er verließ den Raum, ohne auf Wiedersehen zu sagen. Aber eine Woche später kam er wieder, um den Svāmī zu sehen. Rockefeller hatte ein Schreiben in der Hand, mit dem er einer öffentlichen Einrichtung eine große Geldsumme spenden wollte.
„So, das wär’s“, sagte er. „Sie sollten jetzt zufrieden sein und mir dafür danken.“
Vivekānanda las schweigend das Schreiben und sagte dann: „Sie haben mir zu danken.“
Dies war Rockefellers erste große Stiftung zum Wohle der Allgemeinheit.
Wir waren aktive Teilnehmer des 2. Parlaments der Weltreligionen vom 28. August bis 5. September 1993 in Chicago – 100 Jahre nach Vivekānandas Erscheinen im Kunst-Museum an der Michigan Avenue. Vor 1.000 Zuhörern hatten wir das Werk und Wirken des Mönchs und Mystikers Dom Bede Griffiths (1906–1993) feierlich gewürdigt.
Am 4. September 1993 überreichte mir mit einer persönlichen Widmung der 1945 geborene Vedānta-Gelehrte Jyotirmāyānanda (Sanskrit: „aus Licht bestehende Glückseligkeit“) sein 800-seitiges Werk über „Vivekānanda“, die sicherlich umfangreichste Studie über den Meisterschüler Rāmakṛṣṇas.
Vivekānandas urchristliche Einstellung und Erfahrung sind überzeugend. Bei ihm spürt man, worum es für jeden Menschen letztlich geht.
Er starb 39-jährig am 4. Juli 1902 in Beluṛ-Maṭh, vor den Toren Kalkuttas. Nach eigenem Willen gab er seinen Körper im Samādhi-Zustand auf.
– Roland Ropers
Rabīndranātha Tagores Bewunderung für den zwei Jahre jüngeren, am 12. Januar 1863 in Kalkutta geborenen Narendranātha Datta, später als Vivekānanda (Sanskrit: „Glückseligkeit in der Unterscheidung von Wirklichkeit und Illusion“ bekannt geworden, war groß. Nach der Geburt seines Sohnes – er war 25 Jahre alt – wurde Narendranātha Mönch und entsagte der Welt. Er beherrschte Persisch und Sanskrit und war der bedeutendste Schüler des Christus-Anhängers Rāmakṛṣṇa (1836–1886). 6 Jahre saß Vivekānanda zu Füßen seines Meisters, der schon bei der ersten Begegnung erkannte, dass dieser Schüler seine Botschaft von der Einheit und Wahrheit aller Religionen, die er an sich selbst erfahren hatte, in aller Welt verbreiten würde.
Uneingeladen fuhr er 1893 mit finanzieller Unterstützung eines Schülers, des Mahārājas von Khetrī, nach Chicago/USA, wo anlässlich der großen Weltausstellung ein Weltkongress der Religionen stattfand, auf dem er als letzter Redner sprach und auf alle Versammelten tiefen Eindruck machte. Nach dem Kongress hielt er in vielen Städten der USA Vorträge und gründete einige Vedānta-Gesellschaften.
Vivekānandas berühmte Rede in Chicago war am 11. September 1893.
„Der Christ soll kein Hindu oder Buddhist werden, noch soll ein Hindu oder Buddhist ein Christ werden. Aber jeder muss den Geist der anderen aufnehmen und dennoch seine Individualität bewahren und wachsen nach seinem eigenen Gesetz des Wachstums. Wenn das Parlament der Religionen der Welt eines gezeigt hat, dann dies: Es hat der Welt bewiesen, dass Heiligkeit, Reinheit und Nächstenliebe nicht die exklusiven Besitztümer irgendeiner Kirche der Welt sind und dass jedes System Männer und Frauen mit herausragendem Charakter hervorgebracht hat. Und sollte jemand vom ausschließlichen Überleben der eigenen Religion und der Zerstörung der anderen träumen, dann habe ich aufgrund dieser Tatsache aus tiefstem Herzen Mitleid mit ihm und mache ihn darauf aufmerksam, dass trotz Widerständen auf dem Banner jeder Religion bald geschrieben stehen wird: ›Hilfe und nicht Kampf‹, ›Anpassung und nicht Zerstörung‹, ›Harmonie und Frieden und nicht Uneinigkeit‹.“
In Chicago traf Vivekānanda den amerikanischen Ölmagnaten und Multimillionär John D. Rockefeller (1839–1937), dem er sagte: „Gott hat Ihnen den Reichtum gegeben, damit Sie anderen helfen können.“Rockefeller war erzürnt darüber, dass ihm jemand sagen wollte, was er zu tun hätte. Er verließ den Raum, ohne auf Wiedersehen zu sagen. Aber eine Woche später kam er wieder, um den Svāmī zu sehen. Rockefeller hatte ein Schreiben in der Hand, mit dem er einer öffentlichen Einrichtung eine große Geldsumme spenden wollte.
„So, das wär’s“, sagte er. „Sie sollten jetzt zufrieden sein und mir dafür danken.“
Vivekānanda las schweigend das Schreiben und sagte dann: „Sie haben mir zu danken.“
Dies war Rockefellers erste große Stiftung zum Wohle der Allgemeinheit.
Wir waren aktive Teilnehmer des 2. Parlaments der Weltreligionen vom 28. August bis 5. September 1993 in Chicago – 100 Jahre nach Vivekānandas Erscheinen im Kunst-Museum an der Michigan Avenue. Vor 1.000 Zuhörern hatten wir das Werk und Wirken des Mönchs und Mystikers Dom Bede Griffiths (1906–1993) feierlich gewürdigt.
Am 4. September 1993 überreichte mir mit einer persönlichen Widmung der 1945 geborene Vedānta-Gelehrte Jyotirmāyānanda (Sanskrit: „aus Licht bestehende Glückseligkeit“) sein 800-seitiges Werk über „Vivekānanda“, die sicherlich umfangreichste Studie über den Meisterschüler Rāmakṛṣṇas.
Vivekānandas urchristliche Einstellung und Erfahrung sind überzeugend. Bei ihm spürt man, worum es für jeden Menschen letztlich geht.
Er starb 39-jährig am 4. Juli 1902 in Beluṛ-Maṭh, vor den Toren Kalkuttas. Nach eigenem Willen gab er seinen Körper im Samādhi-Zustand auf.
– Roland Ropers
© 1992 – 2024 Armin Risi
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