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armin-risi.ch · Triskele
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Armin Risi
Philosoph • Autor • Referent
Radikal umdenken – neue Wege und Weltbilder

Urknall:
Selbstorganisation des Universums?

Aus sich selbst heraus könnte die Materie nie all die existierenden Strukturen mit übergeordneten Gesetzmäßigkeiten und Bewußtseinsimpulsen hervorbringen. Diese Gesetzmäßigkeiten und Impulse erfahren wir jedoch täglich in unserem eigenen Leben, am Beispiel unseres eigenen Körpers und unserer erlebten Umgebung, und dieser Mikrokosmos ist ein Abbild des Makrokosmos und des atomaren Kosmos, jener unergründlich großen und kleinen Welten, in die wir eingebettet sind.

Ich war immer mit dem Fahrrad zur Schule gefahren. Als ich ins Gymnasium überwechselte, wurde der Schulweg länger, und so kam es, daß ich bei extremem Hundewetter manchmal auf das Postauto umstieg. In diesem Postauto machte ich eine physikalische Beobachtung, die mich zum Nachdenken anregte. Wenn ich mich in die vorderen Reihen setzte, kam ich nicht umhin, in den Rückspiegel über dem Kopf des Fahrers zu blicken. Dieser Spiegel war geheimnisvoll. Ich sah darin die Stirn und die Brille des Fahrers. Wenn ich den Fahrer auf diese Weise, fast etwas belustigt, musterte, blickte dieser manchmal hoch, und ich fühlte, daß wir uns über den Spiegel in die Augen schauten. Seltsam! Ich sah ihn im Spiegel, und er sah mich im Spiegel. Derselbe kleine rechteckige Spiegel enthielt zwei verschiedene Bilder gleichzeitig!

War es so, daß der Spiegel eine Szene reflektierte, die größer war als mein Blickwinkel, so daß wir beide – der Fahrer und ich – einfach nur zwei verschiedene Ausschnitte sahen? Das wäre etwa so, wie wenn ein Italiener und ein Schwede an dieselbe nördliche Hemisphäre hinaufblickten und verschiedene Ausschnitte desselben Himmels sähen. Aber nein, hier bei diesem Spiegel war es anders: Der Fahrer sah mich im Bild, und ich sah ihn im Bild. Im Spiegel befanden sich zwei verschiedene Bilder – gleichzeitig! Zwei übereinandergelagerte Bilder in derselben Fläche? Nicht nur das: Da gab es ja noch viele andere Passagiere, und sie alle konnten in diesem Spiegel ebenfalls ein eigenes Bild erblicken. Theoretisch also unendlich viele Bilder gleichzeitig im selben Spiegel? „Natürlich, das ist doch nichts besonderes“, sagten mir die Lehrbücher, „das sind verschiedene Interferenzmuster des Lichtes gemäß dem unterschiedlichen Einfallswinkel der Lichtstrahlen.“ Aber das änderte nichts an der Tatsache, daß verschiedene Menschen in demselben Objekt gleichzeitig verschiedene, ja entgegengesetzte Dinge sehen. Wenn ich am Morgen in den Spiegel blicke, sehe ich mein eigenes Gesicht, aber hier blicke ich in einen Spiegel und sehe ein anderes Gesicht, während dieses Gesicht im selben Spiegel mich sieht.

Der Spiegel ist nichts Mysteriöses, das wußte ich. Natürlich ist es nur ein Spiel der Lichtstrahlen. Aber der Hinweis, den dieses Spiegellichtspiel gab, beschränkte sich ja nicht nur auf diese fünfzig Quadratzentimeter Glas. Hier sah ich ein Beispiel dafür, daß sich Realitäten überlagern können. Beim Spiegel hing die Gleichzeitigkeit der Bilder allein von der Wellennatur des Lichtes und vom Blickwinkel ab. Bei anderen Dingen hängt die Wahrnehmung aber von mehr als nur diesen äußeren Faktoren ab. Beim Schach zu Beispiel. Ein Affe sieht in der Anordnung von Feldern und Figuren nur Wurfgeschosse, eine Ameise nur Giganten, ein Kind nur Schnuller, ein Laie nur zusammenhanglose Figuren und Felder. Alle sehen dasselbe Bild, aber sehen nicht dasselbe. Wie steht es dann mit der eigentlichen Realität? Wir alle sind Teil dieser Realität und sehen nur Teile, so unverständig wie ein Affe, eine Ameise, ein Kind oder ein Laie das Schachspiel. Was wird hier gespielt? Wie viele Bilder überlagern sich im Spiegel des Universums? Wer spiegelt hier wen?

So ging ich noch eine Weile an die Schule, bis ich erkannte, daß diese Schule meine Fragen nie würde beantworten können.
Die Realität und die holographischen Abbilder
„In Indras Himmel, so heißt es, hängt ein Perlennetz, das so angeordnet ist, daß man in jeder Perle alle anderen widergespiegelt sieht. Genauso ist jeder Gegenstand in der Welt nicht bloß er selbst, sondern schließt alle anderen mit ein und ist selbst in jedem anderen Teil enthalten …“ – Avataṁsaka-Sūtra 79
Anfang März 1995 hörte die Welt von einem großen wissenschaftlichen Triumph: In den Vereinigten Staaten wurde das 6. Quark entdeckt! Einem Team von 367 Physikern war es nach jahrelanger, angestrengter Arbeit gelungen, im Hochenergie-Teilchenbeschleuniger des Fermilab-Instituts von Chicago dieses kaum faßbare „letzte“ Quant der Materie nachzuweisen. In den Sechziger Jahren hatten sich die Quantenphysiker große Widersprüche in der bisherigen Elementarstrukturbeschreibung der Materie eingestehen müssen, Widersprüche, die nur dadurch zu beheben waren, daß man die Existenz noch kleinerer Teilchen postulierte. Nicht nur eins, sondern deren sechs waren nötig, um zumindest theoretisch wieder etwas Ordnung in den Teilchensalat zu bringen. Murray Gell-Mann gab diesen „Bausteinen der Bausteine“ den nichtssagenden Namen Quarks.

Natürlich sind Quarks weder Teilchen noch Bausteine. Noch nie hat jemand ein Atom gesehen, erst recht nicht die subatomaren Protonen, Neutronen, Elektronen usw., ganz zu schweigen von den sub-subatomaren Elementarstrukturen. Bis zum heutigen Tag vermag die Wissenschaft nicht zu erklären, was Materie ist oder was Energie ist. Man weiß mittlerweile zwar, daß Materie (Masse) und Energie vertauschbare Begriffe sind, und man arbeitet mit Masse und Energie, aber man weiß nicht wirklich, womit man hier eigentlich spielt.

Atome sind keine starren oder statischen Formen, sondern dynamische Strukturen, denn jeder Masse entspricht immer eine bestimmte Energiemenge. Dies wird vor allem auf der subatomaren Ebene klar, wo größte Energiemengen nötig sind, um diese kleinsten Teile weiter zu teilen. Auf einer gewissen Ebene kann man die Materie gar nicht mehr weiter spalten, weil beim Spaltungsvorgang aus der aufgewendeten Energie neue Masse entsteht. Gewisse Forscher sagen, diese Ebene sei mit den „Quarks“ erreicht worden. Wenn man ein Quark teilen wolle, bekomme man einfach zwei Quarks! In der Grundstruktur der Materie lautet die Quantenarithmetik also: 1:2 = 2 und 1-1 = 1!

Wird ein Quark gespaltet, entstehen nicht zwei Hälften, sondern zwei Quarks – aus der Energie, die für die Teilung zugeführt wurde! Wüßten wir nicht, daß Masse und Energie letztlich identisch sind, müßten wir hier von einer „wundersamen Vermehrung“ sprechen. Die Materie ist unendlich wandelbar, aber unzerstörbar und unvergänglich, das heißt ewig – genau wie es die vedischen Schriften schon immer gesagt haben. „Die Materie wandelt sich endlos.“ (Bhagavad-Gītā 8.4)

Die Atomstrukturen erscheinen den Beobachtern doppelgesichtig: Sie sind sowohl Teilchen als auch Welle, das heißt, in Wirklichkeit sind sie weder Teilchen noch Welle – sondern irgend etwas anderes. Die Materie, wie wir sie sehen, ist nur einer von unzähligen möglichen Zuständen der universalen Energie. Man kann die Materie auf ihren mechanischen Aspekt beschränken und technisch ausnutzen, was in dem entsprechenden beschränkten Bereich auch funktioniert: bei den vom Menschen ausgeführten Ingenieur- und Konstruktionsarbeiten.

Darüber hinaus kann man heute aber das Materielle nicht mehr mit gutem (Ge)Wissen auf das Mechanische beschränken, weil das scheinbar Mechanische in seinen Grundstrukturen nicht mechanisch ist! Und auch in seinem natürlichen Wachstum ist das Materielle nicht bloß mechanisch. Jeder lebende Körper verhält sich anders als eine Leiche. Jedes Lebewesen, das uns in einem materiellen Körper entgegentritt, widerspricht den mechanischen Gesetzen. Die kleinste Blume, Fliege oder Ameise hat ein Eigenleben, das nicht nur von elektromagnetischen, quantenimpulsiven und gravitativen Einflüssen bestimmt ist. Ganz zu schweigen vom Aspekt des Bewußtseins, des Denkens, Lernens und Erinnerns, und ganz zu schweigen von den sog. „paranormalen“ Zuständen großer Mystikerinnen und Mystiker in West und Ost, Nord und Süd, die den kleinlichen Wissenschaftsglauben auf göttliche Weise demütigen. Aber neben diesen offensichtlichen „paranormalen“ Zeichen genügen auch schon die zahllosen unauffälligen Zeichen unseres natürlichen Alltages, um uns die Botschaft heimzubringen, daß wir alle in einer Welt leben, die mehr paranormal als „normal“ ist. Jederzeit besteht die Möglichkeit, daß materielle Formen in eine ganz andere Energiedimension überwechseln. (Wir werden solchen Beispielen noch begegnen.)

Die Materie ist begrenzt, aber unendlich, genau wie die Punkte auf einer Geraden oder die Oberfläche einer Kugel. Die Jagd nach dem kleinsten „Teilchen“ ist deshalb genauso sinnlos wie die Jagd nach dem Horizont. Wenn man auf den Horizont zurennt, weicht dieser einfach zurück. Man wird nie das Ende der Materie erreichen, genauso wie man nie den Horizont erreicht. Der Horizont ist nur eine relative Form, letztlich eine Illusion. Man erreicht ihn nie. Man kann ihn nicht aus der Landschaft herauslösen, um ihn isoliert zu betrachten – denn im absoluten Sinn gibt es gar keinen Horizont und auch keinen Grundbestandteil der Materie. „Man sollte verstehen, daß die Materie (prakṛti) anfanglos (anādi) ist.“ (Bhagavad-Gītā 13.10a)

Schon lange haben Physiker erkannt, daß die Bestandteile der Materie keine Teile im mechanischen Sinn sind, wie es z. B. der griechische Atomist Demokrit angenommen hatte. Die Materie ist nicht einfach eine Masse von kleinsten Atomkörnchen, sondern sie existiert in zahllosen Energiedimensionen, die im Sanskrit mit den Namen Prakṛti, Pradhāna, Mahat-tattva, Kāraṇa-Udaka, Garbha-Udaka, Kṣīra-Udaka und mit den acht Elementebenen (bhūmi, apaḥ usw.) kategorisiert werden. All diese Begriffe werden im Folgenden näher erklärt werden.

Der Reduktionismus kann nie zu einem richtigen Verständnis der Realität führen, denn man kann nie nur eine Ebene unabhängig von allen anderen betrachten. „Isolierte Materie-Teilchen sind Abstraktionen, ihre Eigenschaften sind nur durch ihr Zusammenwirken mit anderen Systemen definierbar und wahrnehmbar.“ Wenn man sich nicht von theoretischen Abstraktionen verblenden läßt, erkennt man, daß das Zusammenwirken der Systeme unbegrenzt verwoben ist. Jede Teilchenstruktur und jede Energie ist Teil eines universalen Gesamtmusters mit immanenten Kräften. Alles ist mit allem verwandt. Mit anderen Worten, alle Unterschiede, die wir sehen, sind nur graduell, nicht substantiell.

Getrennte Erscheinungen und Formen sind in Wirklichkeit nichts anderes als lokale Zustände mit unterschiedlicher Energieverdichtung und gehören zu einem universalen nicht-lokalen Feld, aus dem sie hervorgehen und in das sie wieder zurückkehren. Man könnte sie mit Strudeln in einem Meer vergleichen. Strudel und Wirbel erscheinen lokal, d. h. an ganz bestimmten Orten, entstehen aber nur aufgrund der Dynamik des gesamten Meeres.

Sehr oft wird die Untrennbarkeit von Energie und Form auch mit einem Springbrunnen verglichen. Die Fontäne eines Springbrunnens sieht immer gleich aus, aber in Wirklichkeit ist ihre Form eine Illusion. Die Form scheint konstant zu sein, aber der Schein trügt. Die Form der Fontäne existiert nur aufgrund des konstanten Flusses von Wasser. Ebenso scheinen die Grundstrukturen der Materie konstante Formen zu erzeugen, aber befinden sich selbst in einem konstanten Fluß: Sie alle werden als zeitweilige Formen von einem gemeinsamen Urgrund gespeist. Sie gehen aus ihm hervor und fallen wieder in ihn zurück.

Diese neuste Erkenntnis der vordersten Forschungsfront der Wissenschaft wurde ebenfalls bereits von der vedischen Offenbarung vorweg genommen (ohne -zig Milliarden-Aufwand für letztlich sinnlose Teilchenbeschleuniger):
„Die Materie (prakṛti), die nur eine von vielen göttlichen [ewigen] Energien ist, ist unter Meiner Führung tätig, o Sohn Kuntīs, und bringt alle sich bewegenden und sich nicht bewegenden Wesen hervor. Auf Grund dieses Urgrundes (hetu) wird die konstante Veränderung aller materiellen Formen bewirkt (viparivartate).“ (Bhagavad-Gītā 9.10)
Das Sanskritwort hetu bedeutet nicht nur Urgrund oder Ursache, sondern bezieht sich auch auf die Ordnung und Intelligenz, die hinter jeder verursachten Sache wirkt. Wenn man dieses Vorwissen in Erinnerung behält, kann man hetu auch mit „(kosmischem) Gesetz“ oder „Naturgesetz“ übersetzen. Dies ist sehr aufschlußreich, weil das Sanskrit nur selten von „Naturgesetzen“ spricht. Viparivartate bezieht sich auf die endlose Wandlung, der alle materiellen Formen unterliegen, insbesondere der konstanten Erscheinung und Auflösung. Über all diese Aspekte muß man sich bewußt sein, wenn man Sanskritformulierungen übersetzt. Swami Prabhupada übersetzt die zweite Hälfte des obigen Gītā-Verses mit einer prägnanten Formulierung: „Prakṛti … bringt alle sich bewegenden und sich nicht bewegenden Wesen hervor. Nach ihrem Gesetz wird diese Manifestation immer wieder geschaffen und aufgelöst “, wobei sich die konstante Schaffung und Auflösung sowohl auf das Universum als auch auf dessen Bestandteile bezieht, und zwar bis hin zu den kleinsten Formen, deren Existenz räumlich und zeitlich kaum mehr wahrnehmbar ist. Das besagte sechste Quark zum Beispiel „lebt“ für weniger als den 1’000’000’000. Teil einer Milliardstelsekunde, und dann hat es seine Quark-Existenz bereits wieder verloren.

Wir beobachten also eine ständige, dynamische Erneuerung der Materie. Unendlich viele Strukturen werden gleichzeitig aus einem gemeinsamen Urgrund gebildet und wieder aufgelöst, und trotz der unendlich vielen Quantenmöglichkeiten wissen alle Atome genau, was sie zu tun haben und wo sie hingehören. Wenn das nur einmal vorkäme, könnte man von Zufall sprechen. Aber ein „Zufall“ der immer und überall unendlich viele Male vorkommt, ist kein Zufall mehr, sondern ein Programm, eine gesteuerte Struktur, ein Ausdruck von alldurchdringender Intelligenz.

Diese Erkenntnis hat viele Physiker dazu bewegt (David Bohm war der erste), von einem holographischen Universum zu sprechen. „Holographisch“ bedeutet wörtlich „durch Rückgriff auf das Ganze gebildet“, abgeleitet von den griechischen Wörtern holos, „ganz“, „vollständig“, und graphein, „(auf)schreiben“, „festhalten“. Eine erste Vorstellung von einer holographischen Struktur vermittelt das Hologramm. David Bohm verwendete das Hologramm ursprünglich, um zu illustrieren, was er unter expliziter und impliziter Ordnung versteht. Alles, was wir sehen, sind explizite („entfaltete“, manifestierte) Formen. Aber die Anordnung dieser Formen und vor allem ihre subatomare Struktur zeigt, daß sie nichts anderes sind als der explizite Ausdruck einer impliziten („eingefalteten“, potentiellen) Ordnung. Diese Ordnung verbindet und koordiniert alle verschiedenen Vorgänge durch eine nicht-lokale, synchrone „Holobewegung“. Durch diese Holobewegung entstehen holographische, dreidimensionale Bilder, die jedoch nur Abbilder sind und nicht die eigentliche Realität darstellen.

Die Natur ist holographisch und nicht mechanisch aufgebaut. Nimmt man von einer mechanischen Konstruktion, z. B. von einem Motor, auch nur ein kleines Schläuchlein oder Schräubchen weg, bricht seine ganze Funktion zusammen. Bricht man von einem Baum einen Zweig oder sogar einen Ast ab, bricht die Funktion des Baumes nicht zusammen, im Gegenteil, der Zweig und der Ast wachsen nach! Wenn wir uns verletzen, wächst das Gewebe genau in der richtigen Form nach und durchläuft komplizierteste Abwehr- und Heilungsetappen. Man könnte einwenden, das sei doch auf die DNS-Information in den Zellen zurückzuführen. Aber die DNS ist in allen Zellen die gleiche! Die materiellen Formen sind also mehr als nur die Summe ihrer Bestandteile. Sie entspringen einer organischen, holographischen Struktur.

Wenn man ein Hologramm mit bloßem Auge betrachtet, sieht man nur ein undifferenziertes Wellenmuster. Durch ein Laser-Verfahren sind verschiedenste Bildinformationen (Lichtinterferenzen) photographisch übereinandergelegt worden, so daß bei entsprechender Beleuchtung ein dreidimensionales Bild sichtbar wird. Dieser illusorische Effekt wird dadurch erreicht, daß in jeder Bildzelle die Information des ganzen Bildes gespeichert ist. Kombiniert durch die richtige Lichtfrequenz, bündelt die Gesamtheit der Bildzellen das reflektierte Licht zu einem dreidimensionalen Abbild.

Wenn nur schon für diesen simplen 3D-Effekt jede Zelle die Information des gesamten Bildes enthalten muß, kann man sich vorstellen, welche Information in der Materie gespeichert sein muß, denn sie baut ein endlos wandelbares, universales Hologramm auf. Wenn man versucht, aus diesem universalen Hologramm eine Zelle oder ein Atom herauszureißen, hat man wiederum und immer noch – ein Universum vor sich! Eine unergründliche, unendliche Einheit, die im Kleinen das Große spiegelt!

Die Materie ist letztlich unbegreiflich (acintya), weil sie mit nichtmateriellen Hintergründen verbunden ist. Hierauf weist auch das vedische Konzept des acintya-bhedābheda-tattva hin, das „unbegreifliche gleichzeitige Eins- und Verschiedensein“. Dies bezieht sich nicht nur auf Gott (den Urgrund) und Seine Energien, sondern auch auf die Wirkungsweise der Energien selbst. Die Materie existiert gleichzeitig als Welle und Teilchen, manifestiert Formen durch einen konstanten Wandel, ist im Kleinsten und im Größten unendlich und birgt im Kleinsten das Größte und im Größten das Kleinste.

Die moderne Wissenschaft ist in ihren fortgeschrittensten Forschungen zum Punkt gekommen, wo sie die holographische Struktur der Materie zu erahnen beginnt, und hat diesen Gedanken bei weitem noch nicht zu Ende gedacht. Ist es nicht erstaunlich, daß die Veda-Offenbarungen diese „neuste“ Erkenntnis schon längst kennen und darüber hinaus noch Dimensionen erwähnen, die der Forschung bisher verborgen geblieben sind? Die entscheidenden Sanskrit-Stichwörter lauten hier Udaka, Kṣetra und Paramātmā.
„Wie wir erfahren haben, besagt die Grundthese des holographischen Konzepts, daß die Stofflichkeit des Universums vielleicht nur eine Illusion ist und die physische Wirklichkeit nur lediglich ein kleiner Bestandteil eines riesigen, empfindungsfähigen nichtphysischen Kosmos. Wenn das zutrifft, was bedeutet dies dann für die Zukunft? Wie fangen wir es an, die Geheimnisse dieser subtileren Dimensionen wirklich zu ergründen?“#fn:1
Neues Licht auf das universale Hologramm
„Um ihnen besondere Gunst zu erweisen, vertreibe Ich, der Ich in ihrem Herzen weile, mit der leuchtenden Fackel des Wissens die aus Unwissenheit entstandene Dunkelheit.“ – Bhagavad-Gītā 10.11
Hinter allen scheinbar chaotischen Erscheinungen verbirgt sich eine höhere Ordnung. Wenn wir ein Hologramm mit bloßem Auge betrachten, sehen wir nur ein amorphes Bild. Unser Auge braucht die Hilfe eines ganz bestimmten Lichtes, um die verborgene Struktur des Hologramms erkennen zu können. Ebenso braucht unser geistiges Wahrnehmungsvermögen die Hilfe eines ganz bestimmten Lichtes, um die höhere, transzendente Struktur der Materie zu erkennen.

Gesucht ist „eine neue Kosmologie, eine vollkommen andere Art, die Realität selbst zu denken: Hinter der sich verflüchtigenden Ordnung der Phänomene, jenseits des äußeren Scheins stößt die Quantenphysik auf überraschende Weise an die Transzendenz … Die Quantentheorie wie die Kosmologie schieben die Grenzen des Wissens immer weiter vor, bis sie das fundamentale Rätsel berühren, das dem menschlichen Geist gegenübertritt: die Existenz eines transzendenten Seins, sowohl Ursache als auch Bedeutung des großen Universums.“ So formulierte es im Jahr 1990 der 89-jährige französische Philosoph Jean Guitton in einem Gespräch mit Quantenphysikern, das im vielbeachteten Buch Gott und die Wissenschaft veröffentlicht wurde.

Das holographische Weltbild impliziert, daß der Makrokosmos und der Mikrokosmos eine Einheit bilden, weil beide denselben Ursprung haben. Der Veda will diesen Ursprung erkennen, um von dort aus gleichen Zugang zu allen Teilen des Gesamtbildes zu haben. Dadurch wird es auch möglich, in jedem Teilbereich das Abbild des Gesamtbildes zu erkennen.

Im Folgenden soll nun das Hologramm des Universums im Licht des Veda betrachtet werden. Erstaunliche Bilder werden wir dadurch zu sehen bekommen, nicht zuletzt „die Existenz eines transzendenten Seins, sowohl Ursache als auch Bedeutung des großen Universums“. Die verschiedenen Konzepte und Begriffe, die wir bei der Diskussion der quantenphysischen und holographischen Weltbilder kennengelernt haben, werden uns eine große Hilfe sein, um die weitgehenden Konsequenzen des vedischen Weltbildes besser in Worte fassen zu können. Noch einmal möchte ich darauf hinweisen, daß diese fortgeschrittensten Konzepte der modernen Wissenschaft nur Vorstufen zum vedischen Weltbild darstellen.

Der Urgrund, ein Meer unbegrenzter Eigenschaften
„In diesem Jahrhundert scheint die tiefste Ebene der Natur die Raum-Zeit und die unendliche Energie des Quantenfeldes zu sein. Es gibt aber keinen Grund anzunehmen, daß dort der Urgrund der Realität liegt und daß es nicht noch unzählige noch subtilere Ebenen zu entdecken gibt. Es ist tatsächlich möglich, daß die Naturwissenschaft entdecken wird, daß die Ebene des Geistes und die der Materie aus einem gemeinsamen Urgrund entstehen.“#fn:2
Es ist nur natürlich, daß die Menschen schon immer versucht haben, die Grundstruktur der Welt, in der sie leben, zu untersuchen. Dies mag daran liegen, daß sie sich von einer besseren Kenntnis der Materie persönliche Vorteile versprechen (Zugang zu neuen Energien, bessere Möglichkeiten der Einflußnahme auf Mensch und Umwelt), aber auch daran, daß der Mensch den aufrichtigen Drang verspürt, den Urgrund allen Seins zu erkennen, in dem sich Leben und Materie vereinigen. Wer wäre nicht begierig zu erfahren, was oder wer dieser Urgrund ist …? Heute leider die meisten, da sie abgelenkt, überfüttert oder gepeinigt sind von kurzsichtigen Alltagsangelegenheiten. Aber dieser bedenkliche Umstand ändert nichts an der Tatsache, daß die Frage nach dem Urgrund die wichtigste ist, die es überhaupt gibt. Nur wenn die Menschheit sich wieder mit diesem Urgrund verbindet, hat sie Chancen, trotz der gegenwärtigen Einseitigkeit nicht vollends zu Fall zu kommen.

Das Erscheinungsbild der heutigen Welt ist von der materialistischen Wissenschaft geprägt und aufgebaut worden. Diese versuchte, den Urgrund allen Seins in der Materie zu finden. (Wo denn sonst?) Durch das konstante Fragmentieren der Materie ist man heute jedoch bei der Erkenntnis angelangt, daß die endgültig kleinste Grundstruktur der Materie nicht greifbar ist. Die mikrokosmischen Quarks existieren nur für Bruchstücke von Billionstelsekunden, aber bauen durch ihre Umwandlung einen unergründlichen Makrokosmos auf. Das ferne Aufleuchten der Quarks und Quasare in den Tiefen des Atoms und des Weltalls weist darauf hin, daß beides – das Kleinste und das Größte – nicht unabhängig existiert, sondern einem gemeinsamen Urgrund entspringt. Alle Formen und Vorgänge in der Materie, selbst wenn sie Galaxien voneinander entfernt sind, sind nicht wirklich getrennt, sondern verbunden über den gemeinsamen Urgrund.

David Bohm sprach von einem „Quantenpotential“, von einem universalen impliziten Informationsfeld, das potentiell (reell, aber noch nicht entfaltet) alle Quanten und die daraus aufgebauten materiellen Formen enthält. Der Physiker David Peat, bekanntgeworden als Co-Autor des betagten David Bohm, spricht von der „Synchronizität einer verborgenen Ordnung“ und von einem „lebenden Universum“. Diese Gedanken sind mittlerweile von vielen Physikern übernommen worden, obwohl das Problem dieser Gedanken darin besteht, daß man aus ihnen unmittelbar keine neuen Formeln und Konstruktionen ableiten kann.

Auffällig ist, daß die seltenen Denker, die bis in diesen Grenzbereich der materiellen Welt vordringen, immer wieder von einem transzendenten „Energiemeer“ sprechen, von einem Meer unbegrenzter Eigenschaften, von dem Raum, Zeit, Materie und das gesamte Universum, ja möglicherweise zahllose Universen ausgehen. Damit wählen sie unbewußt dieselbe Formulierung wie die vedische Wissenschaft, die ebenfalls von „Udakas“ (Meeren) spricht, wenn sie den Urgrund der Materie beschreibt.

Dieses „Meer“ befindet sich jenseits der Reichweite der Physik und unterliegt nicht einmal den physikalischen Gesetzen, denn diese Udaka-Dimension, die allem zu Grunde liegt, ist alldurchdringend, unendlich und unerschöpflich:
„Ich ahne, daß das, was sich hinter der Planckschen Mauer verbirgt, tatsächlich eine ursprüngliche Form der Energie von grenzenloser Kraft ist. Ich glaube, daß vor der Schöpfung eine unendliche Dauer herrscht. Eine totale, unerschöpfliche Zeit [… und eine] totale, unerschöpfliche Energie. Das Meer unbegrenzter Eigenschaften ist der Schöpfer. Daß wir nicht verstehen können, was sich hinter der Mauer befindet, rührt daher, daß allen Gesetzen der Physik angesichts des absoluten Geheimnisses Gottes und der Schöpfung der Boden entzogen wird.“ – Jean Guitton
Das Meer der unendlichen Eigenschaften kann nicht mehr als materiell bezeichnet werden, denn es befindet sich jenseits der materiellen Grenzen von Raum und Zeit. Materiell gesehen ist dieses Meer leer, ist ein „Nichts“, aber dieses scheinbare Nichts enthält alles. Aus der Sicht des Materiellen ist der Urgrund ein „Nichts“, genauso wie aus der Sicht der Finsternis das Licht ein Nichts ist: es gibt im Licht nichts, was mit Finsternis zu tun hat. Das heißt aber nicht, daß das Licht nicht existiert oder daß es im Licht „nichts“ gibt. Die Physiker sprechen in diesem Zusammenhang von einem absoluten Vakuum, weil es in dieser Dimension nichts Materielles mehr gibt, aber dieses „Nichtsein“ ist zugleich ein Plenum, eine „absolute Vollständigkeit“:
„Paradoxerweise ist das ‚Nichtsein‘ des Grundzustandes, welches das Universum trägt, sowohl ein Vakuum als auch ein Plenum. Es ist ein Vakuum, weil sich die Materie ungehindert hindurchbewegen kann – wie in der Alltagsvorstellung eines leeren Raumes. Aber es ist auch ein Plenum, weil es mit Energie angefüllt ist. Das sichtbare materielle Universum stellt im Grunde nichts anderes dar als kleine Fluktuationen auf diesem riesigen Energiemeer. Und es sollte nicht vergessen werden, daß diese unbegrenzte Energie, aus der die Materie erzeugt wird, auch dem Geist in den Tiefen seines Quellgrundes zur Verfügung steht.“ – F. David Peat
Es muß etwas geben, was Materie, Energie und Bewußtsein verbindet. Die Durchforschung der Materie führt also nicht zu einer Reduktion der Realität auf das Materielle, sondern zeigt, daß sich das Materielle in unbegrenzte immaterielle Bereiche erweitert.

Die Grundstruktur der Materie offenbart: Je kleiner die Masse, desto größer wird die Energie. Nichts setzt soviel Energie frei wie Kernspaltung. Nichts braucht soviel Energie wie Kernfusion. Nichts ist so zerstörerisch wie die Kernspaltung; sie kommt deshalb in der Natur nicht vor. Und nichts ist so natürlich wie Kernfusion (Kernvereinigung, Kernumwandlung); sie kommt in der lebenden Natur überall vor, ist dem Menschen aber auf geheimnisvolle Weise bis heute verschlossen geblieben.

In den Grenzbereichen überlappen sich die Extreme. Eines der größten Rätsel der Wissenschaft ist die sogenannte „Nullpunkt-Energie“. Dort wo die Masse Null wird, wird die größte Energie frei! Ist das materielle Nichts, das immaterielle Meer, also die wirklich wirkende Wirklichkeit, die höchste implizite Ordnung, aus der alles Materielle in einem konstanten Wandel hervorgeht?

David Bohm:
„Die moderne Physik sagt, daß leerer Raum eine Nullpunkt-Energie enthält, die größer ist als alles, was uns bisher bekannt ist (z. B. enthält ein Kubikzentimeter leerer Raum mehr Energie, als durch die Vernichtung aller Materie im gesamten Universum freigesetzt würde). Materie, wie wir sie kennen, ist ein kleiner, relativ stabiler und sich selbständig bewegender ‚Strudel‘ in diesem unermeßlichen ‚Meer‘ von Energie. Wir, die wir physisch aus solchen ‚Strudeln‘ bestehen, sind nicht in der Lage, dieses Meer zu sehen (ebensowenig wie ein Fisch im irdischen Meer sich dieses Meeres bewußt ist). […] Wie ich bereits betont habe, kann dieses ‚Meer‘ nicht im Sinne der gewohnten Raumzeit-Begriffe verstanden werden. Wir sollten es eher als eine Art ‚relative Ewigkeit‘ betrachten, Ewigkeit, die in einem Sinn lebendig und in Bewegung ist, aber nicht innerhalb der Ordnung von Zeit und Raum, wie wir sie für gewöhnlich wahrnehmen. Dieses ‚Meer‘ von Energie, das implizite Prinzipien der Ordnung enthält, entfaltet einen Vorgang, aus dem unser Universum von Raum, Zeit und Materie hervorgeht (und vielleicht auch noch andere Universen).“
Kann man das „Meer der Ursachen“ (Kāraṇa-Udaka), das dem Schöpfer, Mahā-Viṣṇu, entspringt, noch besser umschreiben? Aber wenn man Mahā-Viṣṇu nicht kennt, merkt man nicht, daß man Ihn gerade eben beschrieb.

Bei der Frage nach dem Anfang des Universums spricht die vedische Wissenschaft von einem Ur-sprung und die moderne Wissenschaft von einem Ur-knall. Letztere sieht nur die Materie, die irgendwie auf einmal entstand und ein Universum zu formen begann. Erstere sieht nicht nur das Materielle, sondern den gesamten transzendenten Zusammenhang: Die Materie ist nicht das einzige, was es gibt! Die Materie ist nur eine von den zahllosen, zeitlosen, grenzenlosen Energien Gottes. Aber sie ist prakṛti, „geschaffen“ und „abhängig“. Ohne höheren Impuls bringt sie (die Materie) nie etwas hervor, und das gilt sowohl innerhalb der bestehenden Schöpfung als auch beim Zeit-punkt der Erschaffung, die deshalb ein Ur-sprung ist, ein erster Quantensprung der ewigen Energie: Aus dem Pradhāna geht die Funktion des Mahat-tattva hervor, verursacht durch Mahā-Viṣṇus befruchtenden Blick. Und das Mahat-tattva („die große Gesamtheit“) wird auch „Meer der Ursachen“ (Kāraṇa-Udaka) genannt!

Die vedische Offenbarung spricht jedoch nicht nur von einem Urgrund (Udaka), sondern von dreien. Jedes dieser Udakas, deren Wirkung wir als „kosmisches Informationsfeld“ und „implizite Ordnung“ wahrnehmen, geht jeweils von einem der drei Viṣṇus aus und ist direkt mit Ihm verbunden. In den folgenden Ausführungen werden wir mehr über die Realität und Wirkungsweise von Karaṇodakaśāyī-Viṣṇu (Mahā-Viṣṇu), Garbhodakaśāyī-Viṣṇu und Kṣīrodakaśāyī-Viṣṇu erfahren.

Aber bevor wir als Kinder der modernen, materialistischen Anonymität und Unpersönlichkeit uns an dieses Thema heranwagen dürfen, müssen wir eine zellentief sitzende Krankheit überwinden: Wir halten das Abstrakte für Realität und die Realität für abstrakt. Wenn die modernen Menschen von Viṣṇu hören, denken sie, dies sei bestenfalls ein Symbol für eine höhere, abstrakte Realität. Dies ist ein verhängnisvoller Trugschluß. Aus der praktischen Erfahrung sollten wir längst erkannt haben, daß das Abstrakte und Symbolische immer nur ein Ersatz der eigentlichen Realität ist. Hinter jeder Formel ist ein Gesetz, hinter jeder Form ein Inhalt, hinter jeder Wirkung eine Ursache, hinter jeder Energie eine Quelle, hinter jeder Ordnung ein Plan, hinter jeder Intelligenz eine Person. Wenn es jedoch um die allumfassende Formel, Form, Wirkung, Energie, Ordnung und Intelligenz geht, denken die meisten auf einmal, diese schwebe irgendwie isoliert und abstrakt in einem Vakuum und habe keine eigene Realität.

Wer nur an das Unpersönliche glaubt, an Energien, Symbole und Prinzipien, fällt einer Einseitigkeit zum Opfer. Das Absolute ist sehr wohl Symbol, Energie und Prinzip, aber auch Intelligenz, Individualität und Person. In der Schöpfung finden wir Intelligenz, Individualität und Persönlichkeit, also müssen diese Charakteristika auch im Urgrund, von dem ja alles ausgeht, enthalten sein, und zwar in allumfassendem Maß.

Diese Einsicht, die alle materialistische Einseitigkeit überwindet, wurde und wird leider von vielen Wissenschaftlern, Esoterikern und Theologen im Westen und von vielen Yogīs, Gurus und Ānandas im Osten übersehen oder sogar bestritten.

Der Urgrund ist weder abstrakt noch nichts, noch unpersönlich
„Ich möchte wissen, wie Gott diese Welt erschaffen hat. Ich bin nicht an dem einen oder anderen Phänomen interessiert, an dem Spektrum des einen oder anderen Elementes. Ich möchte Seine Gedanken kennen, alles übrige sind nur Einzelheiten.“ – Albert Einstein
Was ist die implizite Ordnung in Wirklichkeit? Kehren wir noch einmal zu David Bohms Argumentation zurück (siehe Mysteriöse Materie). Er weist darauf hin, daß die implizite Ordnung im Kosmos Mustern folgt, die allgegenwärtig sind, denn das Ganze ist in jedem Teil eingefaltet.

Obwohl David Bohm selbst nicht über ein abstraktes Konzept hinauskommt, hat er den engen Zuständigkeitsbereich der Physik längst verlassen und bewegt sich im Bereich der Metaphysik und Religion:
„Die implizite Ordnung ist ein Prinzip, das in jeder Phase der Existenz wirksam ist. Dieses Prinzip umfaßt auch das Bewußtsein, die Psyche, jegliche Art von Information und deren Inhalt, durch den sie Bedeutung bekommt, und den Grund (z. B. der Holobewegung) und alles, was aus diesem Grund hervorgeht.“
Dies ist eine unendlich dehnbare Definition. Sie ist letztlich nichts anderes als ein „Gott“-Ersatz und liefert dadurch eine abstrakte Umschreibung der vedischen Beschreibung von Gott (Viṣṇu). Bohm scheut sich dann auch nicht zuzugeben, daß er an den Ufern der Transzendenz angelangt ist:
„Das Ganze gründet letztlich in einem transzendenten Grund, geht aus ihm hervor und wird von ihm getragen. Dieser Grund ist nicht nur ein Konzept des Daseins, [… sondern] umfaßt die tieferen Prinzipien einer Ordnung, die letztlich aus einem Grund hervorgehen, der sich jenseits der Unterscheidung von Raum und Zeit befindet und in keiner Weise definierbar ist.“
Hier weist David Bohm als metaphysischer Physiker intuitiv auf einen entscheidenden Zusammenhang hin: „Das Ganze gründet letztlich in einem transzendenten Grund, geht aus ihm hervor und wird von ihm getragen.“ Das Ganze, die implizite Ordnung, die alle materiellen Erscheinungsformen umfaßt, ist nicht die höchste Stufe, sondern „gründet letztlich in einem transzendenten Grund“. Alles, was in der expliziten Welt erscheint, muß auch im überimpliziten, transzendenten Urgrund vorhanden sein, denn alles „geht aus ihm hervor und wird von ihm getragen.“ Damit ist David Bohm als erster westlicher Physiker bis zum vedischen Gottesbegriff vorgedrungen.

Bohm war sich darüber bewußt, daß sein Konzept der impliziten Ordnung nur eine „Metapher“, ein abstraktes Sinnbild, ist, was jedoch, wie er im obigen Zitat betonte, nicht zum Trugschluß verleiten darf, der transzendente Grund sei ebenfalls nur ein abstraktes Konzept: „Dieser Grund ist nicht nur ein Konzept des Daseins.“
„Die implizite Ordnung vermittelt eine Anschauung, eine Art Metapher, die es ermöglicht, intuitiv die Bedeutung der ‚Ganzheit‘ zu verstehen, die der wichtigste neue Aspekt der Quantentheorie ist.“
Metapher bedeutet „bildlicher Vergleich“ oder „Sinnbild“. Wenn das Konzept der impliziten Ordnung bloß eine Metapher, ein Sinnbild, ist, dann muß man sich fragen: Wofür ist sie ein Sinnbild?

Die Realität besteht aus zahllosen gleichzeitig wirkenden Dimensionen, die nie getrennt betrachtet werden sollten. Da die Wissenschaft jedoch auf Messungen und Experimente angewiesen ist, bleibt ihr nichts anderes übrig, als Ausschnitte aus der Realität herauszulösen und isoliert zu betrachten. Immer wieder muß fragmentiert, abstrahiert, geometrisiert und relativiert werden. (In der Natur gibt es aber keine Geraden und keine Dreiecke!) Dies zeigt, daß das Absolute jenseits des Relativen und Abstrakten gesucht werden muß, denn das Abstrakte ist das Werk des Menschen, und der Mensch sieht nur das Relative.

Die vedischen Offenbarungen, die von Gott und Gottes Parallelformen als absolute Personen (Kṛṣṇa, Mahā-Viṣṇu, Garbhodakaśāyī-Viṣṇu, Kṣīrodakaśāyī-Viṣṇu) sprechen, sind nicht bloß Symbole als Denkhilfe, um eine Realität, die letztlich abstrakt und unpersönlich ist, zu veranschaulichen. Es ist genau umgekehrt: Die mathematischen und philosophischen Abstraktionen, Symbole und Metaphern sind Denkhilfen, um die höchste Realität zu verstehen, die letztlich spirituell, reell und persönlich ist und eine unbegrenzte, ewige Vielfalt umfaßt, zu der auch Individualität gehört. (Sonst wäre das Absolute nicht vollständig, weil in ihm der Aspekt der Individualität fehlte.)

Die Verneinung der spirituellen Vielfalt und Individualität ist ein undifferenzierter, monistischer Trugschluß. Dies zeigte sich deutlich in den Gesprächen, die David Bohm im Jahre 1980 in Kalifornien mit dem Inder Jiddu Krishnamurti (1897 - 1986) führte, der ein berühmter Vertreter des extremen Māyāvāda-Monismus war. In diesen Gesprächen sagte Krishnamurti über sich selbst: „Ich bin kein Priester, nein. Das habe ich alles hinter mir. Ich habe die Kirche, die Götter, Jesus, die Buddhas, Kṛṣṇas hinter mir gelassen. Ich habe das alles zurückgelassen …“

Eine von Krishnamurtis Hauptlehren war, daß man keinen Lehrer (Guru) annehmen solle. Er betonte immer wieder, man dürfe auf niemanden außer auf sich selbst hören. Einen kleinen Widerspruch enthielt diese Argumentation natürlich: Er erwartete, daß man auf ihn höre und ihm glaube, daß man auf niemanden hören solle. Wenn man auf niemanden hören soll, warum soll man dann auf ihn hören?

David Bohm war auf der Suche nach der transzendenten Realität jenseits von Dualität, Raum und Zeit, weshalb sich Krishnamurti in den Gesprächen bemühte, ein Konzept aufzubauen, das jede „Zeit“, jede „Bewegung“ und jedes „Werden“ ausschließt, denn jedes Werden bedeute, nach „mehr“ und „besser“ zu streben, d. h. sich selbst „dazu zu zwingen, etwas zu sein, was man nicht ist“ (S. 10). Deswegen müsse das Streben des Menschen lauten: Vom Werden zum Sein. „Werden“ sei Illusion. Nur das absolute Sein – ohne Zeit, Bewegung und Individualität – sei Realität.

Der Weg vom Werden zum Sein ist jedoch ebenfalls ein Werdegang. Das Werden, die Bewegung, gehört genauso zum Sein wie das Sein selbst; das Sein ist also ein dynamischer Zustand. Und dieser Widerspruch entging David Bohm nicht:
„Es [das Wort Bewegung] bedeutet in Wirklichkeit, daß man von einem Ort zum anderen überwechselt. Jedenfalls vermittelt das Wort die Vorstellung von etwas, das nicht statisch ist. Wenn Sie die Zeit leugnen, wollen Sie doch nicht zu etwas Statischem zurückkehren, das ja immer noch Zeit wäre[!]“ (S. 14)
Die monistischen Wissenschaftler und Philosophen definieren das Absolute durch die Verneinung aller Erscheinungsformen der materiellen Welt, und das ist ein großer Fehler, denn das Absolute ist nicht bloß das Gegenteil der Vielfalt. Die so definierte Einheit ist nichts anderes als die Polarität der Vielheit. Das Absolute (Allumfassende) transzendiert sowohl die Vielheit als auch die Einheit, ist die ewige, göttliche Realität. Weil den Monisten jedoch das positive Wissen über die spirituelle Realität nicht vertraut ist, besteht ihre Philosophie ausschließlich aus Negation: „Es gibt keine Individualität.“ (S. 206) „Ich denke, daß diese Idee von der Individualität ein Irrtum ist.“ (S. 208) „Ich verwende das Wort Meditation für einen Zustand, in dem es auch nicht den winzigsten Teil einer Empfindung gibt“ (S. 15) „Dies ist wahre Meditation: das Entleeren des Bewußtseins.“ (S. 214)

Weil die Monisten versuchen, jegliches individuelles Bewußtsein bis hin zum spirituellen Selbst zu ver-nichten (in ein Nichts aufzulösen), wird der Monismus manchmal auch als „spiritueller Selbstmord“ bezeichnet. Krishnamurti versuchte, auch David Bohm zu diesem extremen Schritt zu verleiten, doch Bohm blieb skeptisch:
Krishnamurti: Wenn alle Bemühung darauf gerichtet ist, etwas zu finden, das jenseits des ‚Ich‘ liegt, dann ist diese Bemühung und das, was ich finden könnte, immer noch im Umkreis des ‚Ich‘. Deshalb habe ich keine Hoffnung. Es gibt da keine Empfindung von Hoffnung, keinen Wunsch, irgend etwas zu finden.

Bohm: Was ist es dann, das Sie zu weiterem Forschen treibt?

K: Mein Forschen gilt der Beendigung des Konflikts.

B: Dann müssen wir damit vorsichtig sein. Es kann leicht passieren, daß wir Hoffnung auf Beendigung des Konflikts erwecken.

K: Nein, nein, es gibt keine Hoffnung. Ich mache dem ein Ende. Im Augenblick, in dem ich das Wort Hoffnung einbringe, entsteht eine Vorstellung von Zukunft. (S. 31)
Am Schluß stellt Krishnamurti die Frage: „Bin ich gewillt, mich der absoluten Leere zu stellen?“ (S. 224) Diese Frage ist absurd, denn wenn es eine absolute Leere gäbe, gäbe es kein „Ich“, das sich zu stellen braucht, und keinen Willen, der mich zu irgend etwas antreibt, denn es gäbe ja weder mich noch irgend etwas anderes. Es gäbe nur die Leere. Warum und wie sollte die Leere irgend etwas hervorbringen?

Die Monisten vermögen nicht, zwischen materiellem Ego und spirituellem Selbst zu unterscheiden. Was sie präsentieren, ist eine fahrlässige Verwechslung von Identität und Identifikation: „Verlangen und Denken sind Teil des ‚Ich‘, das Zeit ist. Wenn Verlangen und Zeit aufgehört haben, dann ist da absolut nichts …“ (S. 36) „Meine Aufgabe besteht darin, die Dunkelheit zu erkennen, zu sehen, daß es das Denken ist, das die Dunkelheit erzeugt, und das Selbst als den Verursacher der Dunkelheit zu erkennen.“ (S. 153)

Die monistische Spekulation führt nicht zu einer Überwindung, sondern zu einer Verwischung der Dualität. Sie gibt keine klare Unterscheidung von Ego und Selbst, falschem und wahrem Ich, Körper und Seele, Ewigkeit und ewigem Wandel, Gehirn und Geist, Materie und Bewußtsein. Mit unendlichen Wortspielereien versuchen die Monisten, den Urgrund hinter ihrem Konzept des „Nichts“ zu verbergen. Sie sagen, man könne nichts über den Urgrund wissen, ihn nicht beschreiben und ihn nicht kennen. Aber wenn sie diesen Urgrund nicht kennen, wie können sie dann wissen, daß man ihn nicht kennen kann? Wie kann man über etwas, das man nicht kennt, irgendwelche Aussagen machen? Die Monisten machen den großen Fehler, daß sie versuchen, den Urgrund mit ihrer beschränkten materiellen Logik zu verstehen, und deshalb denken sie, im Urgrund gebe es keine Empfindung, keine Individualität und keine Persönlichkeit, weder Gott noch Gottes Welt, denn das absolut Jenseitige müsse ungeteilt sein, und nur etwas, das weder Form noch Person sei, sei ungeteilt und unabhängig. Das ist jedoch bloß eine Verneinung des Materiellen mit materieller Logik, und mit materieller Logik kann man nie erfahren, daß es jenseits der materiellen, vergänglichen Vielfalt eine spirituelle, ewige Vielfalt gibt, die der Urgrund alles Materiellen ist. Die „leere Meditation“ gelangt nie zu dieser Erkenntnis, weil sie diese spirituelle Dimension von allem Anfang an ausschließt.

Letztlich ist der Māyāvāda-Monismus nichts anderes als Atheismus in pseudo-spiritueller Aufmachung: „In jenem Grund gibt es keine Dunkelheit als Dunkelheit und kein Licht als Licht. In jenem Urgrund gibt es keine Spaltung […] weder Dunkelheit noch Licht, weder Gott noch Gottes Sohn.“ (S. 157) „Gott ist bloß eine Idee.“ (S. 104)

Überwindung des philosophischen und wissenschaftlichen Monismus

Die Wirkungsweise der materiellen Energie ist verwirrend. Sie läßt sich mit dem Meer vergleichen, das zahllose Wellen hervorbringt. Die Wellen kann man in einem Sinn tatsächlich als Illusion bezeichnen, denn sie existieren nicht wirklich. Sie wandeln sich konstant und sind nichts anderes als zeitweilige Formen, die aus der Substanz des Meeres entstehen und sogleich wieder vergehen. Viele Forscher tauchen blind in die atomaren Strukturen der Materie ein, um herauszufinden, was die Materie in Wirklichkeit ist – und finden nichts. Sie gleichen einem Menschen, der herausfinden will, was eine Welle ist, indem er in die Wellen greift, um sie zu be-greifen. Aber die Welle an sich gibt es gar nicht, es gibt nur das Wasser. Deshalb jedoch zu denken, daß es überhaupt keine Vielfalt gebe, nur weil sich die Wellenvielfalt als Illusion enthüllt, wäre ein großer Denkfehler. Der Trugschluß besteht darin, daß man bloß durch die Verneinung der materiellen Gegebenheiten auf das Absolute schließt.

Die Welle gibt es nicht wirklich, aber das Wasser. Ebenso gibt es die materiellen Formen nicht wirklich, aber die materielle Energie. Diese bringt nach höheren Mustern (gemäß den Urbildern der spirituellen Welt) die zeitweiligen materiellen Formen hervor, so wie das Wasser die Wellen gemäß seiner inhärenten Struktur hervorbringt. Die materielle Energie hat eine inhärente Struktur, weil sie eine Energie Gottes ist.

Hierin besteht die absolute Vollkommenheit Gottes. Sie beinhaltet sogar das Zeitweilige. Aber das Verwirrende ist, daß sogar den zeitweiligen Formen die Ewigkeit innewohnt. Ihre Substanz ist spirituell (ewig, immateriell), aber die manifestierten Formen sind illusorisch, da zeitweilig. Der größte Fehler nun besteht in der Projektion der materialistischen Sichtweise auf das Absolute, was dazu verführt zu denken, nur weil die materiellen Formen Illusion seien, sei jegliche Form und jegliche Vielheit Illusion.

Alles ist letztlich Gottes Energie (Brahman): sarvaṁ khalv idaṁ brahma. Dies bedeutet jedoch nicht, daß letztlich alles unpersönlich oder undifferenziert ist. Vielmehr bedeutet dies, daß man lernen muß, alles als Gottes Energie zu sehen, um auf diese Weise fähig zu werden, alles als Gottes Energie zu behandeln, auch die zeitweiligen Formen (z. B. den eigenen Körper und den Planeten, auf dem man lebt).

Die Materie ist also Gottes Energie und bringt zahllose Atome hervor wie das Wasser des Meeres die zahllosen Wellen. Die monistischen Anschauungen führen zwangsläufig zu absurden Konzepten: Obwohl es zahllose Lebewesen im Universum gibt, die Form haben und Form wahrnehmen, sagen sie, es gebe in „Wirklichkeit“ weder Form noch Person, weder Individualität noch Vielheit. Dies sei alles nur Illusion. Ich würde mir nur einbilden, daß ich existiere, aber in „Wirklichkeit“ gebe es mich gar nicht. Es gebe nur das All-Eine (Brahman/Nichts/Nirvāṇa/Tao). – Aber wenn es mich als Individualität nicht gibt, wie kann ich mir dann überhaupt vorstellen, daß es mich gibt? Wie kann etwas, das gar nicht existiert, sich vorstellen, es existiere? Das sei eben, lautet die materialistische, monistische oder buddhistische Antwort, das Geheimnis des absoluten Widerspruches, den man nicht verstehen könne, solange man noch in Illusion sei und denke, man existiere.

Diese Ansichten widersprechen aber der Natur des Absoluten: acintya bhedābheda-tattva. Das Absolute ist das Allumfassende. Es umfaßt alles, Einheit und Vielheit, Energie und Person, Mýthos und Lógos. Das Absolute ist mythisch und logisch. Gott ist nicht nur unverständlich/widersprüchlich/absurd, sondern genauso auch verständlich/harmonisch/höchst sinn-voll.

Doch der Materialismus wie auch der Monismus machen letztlich keinen Sinn. Sie vertreten Halbwahrheiten, die durch Wortspielereien zu Unwahrheit werden.

Ur-knall oder Ur-sprung? Der Urgrund der Materie
„Am Anfang der Schöpfung steht kein aleatorisches Ereignis, kein Zufall, sondern ein Grad von Ordnung, der unendlich höher ist als alles, was wir uns vorzustellen vermögen: eine höchste Ordnung, die die physikalischen Konstanten, die Anfangsbedingungen, das Verhalten der Atome und das Leben der Sterne reguliert. Mächtig, frei, unendlich existent, geheimnisvoll, implizit, unsichtbar, wahrnehmbar, ist es da, ewig und notwendig, hinter den Phänomenen, weit über dem Universum, aber in jedem Teilchen präsent.“ – Jean Guitton
Alle materiellen Formen vergehen: die Quarks nach Bruchteilen einer Milliardstelsekunde, die Universen nach vielen Milliarden von Jahren. Alle Materie hat die Tendenz, in einen Nullzustand zurückzufallen. Nicht aber das Quantenpotential und dessen Urgrund: Diese Dimension muß vielmehr transzendent und ewig alle Energie und Form enthalten, weil aus ihr alle vergänglichen Manifestationen Energie und Form bekommen. Sie gehen aus diesem Urmeer hervor, werden durch dieses Urmeer zusammengehalten und gehen wieder in dieses Urmeer ein.

Die vedische Wissenschaft beschreibt mit dem Begriff Udaka („Meer“) drei super-implizite Ordnungen. Dies sind nicht abstrakte, sondern konkrete, effektive Dimensionen. Wenn wir unseren Körper derart verfeinern und energetisieren könnten, daß wir die Frequenz der Udaka-Energie erreichten, sähen wir tatsächlich einen gewaltigen kosmischen Ozean. Nur weil wir diesen Ozean nicht sehen können, heißt das nicht, daß es ihn nicht gibt oder daß niemand anders ihn sehen kann. Die vedischen Schriften enthalten mehrere Berichte von großen Mystikern und Bhakti-Yogīs, die den Kāraṇa-, Garbha- oder Kṣīra-Ozean persönlich gesehen haben. Die berühmteste Beschreibung findet man im 10. Canto des Śrīmad-Bhāgavatam (89. Kapitel): Kṛṣṇa entrückt Seinen Freund und Geweihten Arjuna in die Udaka-Dimension, zeigt ihm den Kāraṇa-Udaka und gewährt ihm den Anblick Mahā-Viṣṇus.

Obwohl wir diese Meere nicht unmittelbar wahrnehmen können, können wir mittelbar, nämlich an deren Wirkung, erkennen, daß sie real sind. Spätestens seit der Entwicklung der Quantenphysik muß auch die Wissenschaft akzeptieren, daß es viele Phänomene gibt, die man nur mittelbar erfassen kann. Die Udaka-Meere sind auch in der Dimension der Menschen sehr wohl wahrnehmbar. Die Spuren ihres Wirkens sind überall: in der kosmischen Ordnung, in den Naturgesetzen, in der konstanten Auflösung und Erneuerung der materiellen Formen, ja sogar in unserem Schicksal, in allem, was uns „zufällt“. Die konkrete Udaka-Realität zeigt sich uns abstrakt als Strukturen, Muster, Energiefelder und Schöpfungsprinzipien, aber diese scheinbar abstrakten Wirkungen verursachen wiederum unsere konkrete, erfahrene Realität. So abstrakt können sie also nicht sein!

Es ist also nicht falsch, von Energiefeldern zu sprechen. Man muß sich einfach vor Augen halten, daß diese Energiefelder Ausdruck einer noch höheren Realität und Ordnung sind.

Die drei kosmischen Energiemeere, von denen wir über die Veda-Offenbarung erfahren, sind das Kāraṇa-Udaka, Garbha-Udaka und Kṣīra-Udaka. Gemäß der Ligaturregel des Sanskrit werden die beiden Vokale a-u zu einem o verschmolzen, weshalb die drei Udakas korrekterweise Kāraṇodaka, Garbhodaka und Kṣīrodaka heißen.

Das Konzept der Energiefelder kann uns helfen, die Realität der Udakas zu verstehen. Im Sanskrit gibt es zwei verschiedene Ausdrücke für „Energiefelder“: udaka und kṣetra. Udaka bezieht sich auf die unbegrenzten, immateriellen kosmischen Felder, und kṣetra auf die begrenzten, materiellen Felder.

Udaka bedeutet wörtlich „das, was Wellen hervorbringt“ und bezieht sich auf ein Meer oder eine Gesamtheit von Wasser. Im Wort udaka ist die Wortwurzel ud- erkennbar, die soviel bedeutet wie „fließen“, „beweglich sein“, „Wellen bilden“. Diese Wurzel hat sich bis ins Lateinische erhalten. Dort finden wir sie – immer noch mit derselben Bedeutung – im Wort unda, „Welle“. Von dort aus hat sie sich in viele moderne Sprachen fortgepflanzt (z. B. it. onda, frz. onde, engl. inundation).

Das Udaka bezeichnet also den Urgrund, der gleichzeitig zahllose Formen aus sich selbst heraus hervorbringt. Als Vorstellungshilfe kann das uns bekannte Meer dienen: Auf der Oberfläche des Meeres bewegen sich zahllose Wellen. Eine Welle löst andere Wellen aus, aber das heißt nicht, daß die Welle, die sich fortpflanzt, eine Fläche oder ein Loch hinterläßt. Die Wellen bewegen sich „fort“, aber sogleich – oder besser: sogleichzeitig – sind wieder neue Wellen da. Dieses Zusammenspiel von Meer und Wellen kann uns helfen zu verstehen, wie das Udaka-Meer die zahllosen materiellen Formen hervorbringt. Das Udaka ist also der verbindende Urgrund von Kausalität und Synchronizität.

Im Gegensatz zum Udaka, dem kosmischen Feld, bezeichnet das Sanskritwort kṣetra ein begrenztes Feld. Kṣetra bedeutet wörtlich „das, was durch eine Linie oder durch einen Zaun begrenzt ist“, also „das, was aus der Gesamtheit herausgelöst ist“. In der Geometrie bedeutet kṣetra „Ebene“ oder „durch Linien gezeichnete Fläche“. Kṣetra bedeutet allgemein auch „Ort“, „Ortschaft“, „Feld“, „eingezäunter Besitz“ und „das, was einem Besitzer gehört“. Diese letzte Bedeutung ist sehr vielschichtig und erklärt, warum kṣetra auch „Körper“ bedeutet. „Körper“ wird im Sanskrit definiert als „das, was ein Lebewesen mit seinem Bewußtsein durchdringt“. In diesem Sinn sind die Udakas Gottes alldurchdringender Körper, weil Gottes (Viṣṇus) Bewußtsein all diese alldurchdringenden Felder durchdringt, und die Kṣetras sind die Körper der begrenzten Lebewesen. Diese Definition darf man auch von der anderen Seite her lesen: Jedes Kṣetra ist der Körper eines Lebewesens! Jedes Kṣetra wird vom Bewußtsein eines Lebewesens durchdrungen. Dieses Verständnis öffnet das Tor zu den paranormalen Phänomenen, zu PSI-Kräften, Telepathie und zum Bereich der höherdimensionalen Wesen. Kein Energiefeld, kein Planet, keine Pflanze, kein Gefühl und kein Gedanke ist isoliert, anonym oder unpersönlich. Wohin auch immer wir unser Bewußtsein lenken, wir berühren das Kṣetra anderer Lebewesen. Welcher Lebewesen? Das hängt von unseren Wünschen, Gefühlen und Bewußtseinszuständen ab.

Die einzelnen Kṣetras, von den winzigen Teilchen und Körpern bis hin zu den Halbgöttern und Galaxien, sind über die Udakas miteinander verbunden und werden durch sie koordiniert. Es gibt das transuniversale Kāraṇodaka des Mahā-Viṣṇu. Dieses Udaka verbindet – durch Mahā-Viṣṇus Bewußtsein aktiviert – die einzelnen Universen. In jedem Universum gibt es ein Garbhodaka, das die Hälfte des universalen Raumes ausmacht und eine Art antimateriell-transzendente Grundsubstanz darstellt. Das Garbhodaka bildet den nicht-lokalen Aspekt der Materie und das Kṣīrodaka den lokalen. Der dritte Viṣṇu (Kṣīrodakaśāyī-Viṣṇu) wird als der lokalisierte Aspekt Gottes bezeichnet, weil Er persönlich – erweitert in unbegrenzte Formen – in alle materiellen Objekte (Atome, Körper, Planeten) eingeht und diese zusammenhält, lenkt und formiert.

Die drei Udakas könnte man umschreiben als das verursachende Meer, das formgebende Meer und das nährende Meer. In die abstrakte Sprache hinunterübersetzt entsprechen sie den Schöpfungsprinzipien Programmierung (kosmische Information), Strukturierung (universale Manifestation) und Realisierung (universale Koordination).

Die Bedeutung dieser Erkenntnis darf nicht unterschätzt werden. Sie besagt, daß die universale Grundstruktur letztlich bewußten, ursprünglichen Quellen entspringt und daß jeder, auch der einfachste, ärmste und ungebildetste Mensch, Zugang zu diesen Quellen haben kann. Diese Quellen sind „Personen“ im göttlichen, allumfassenden (absoluten) Sinn, die jederzeit überall allen zugänglich sind – wenn wir es freiwillig wollen, denn sie drängen sich den Unwilligen nicht auf. Dem modernen Menschen widerstrebt es, dies zu akzeptieren, weil ihnen nichts ferner liegt, als sich von „Personen“ abhängig zu wissen, selbst wenn es um Gott, die allumfassende, zahllose und Eine höchste Person, geht. Sie wollen selbst „Gott“ sein und schrecken vor der Vorstellung zurück, einer höchsten Person Rechenschaft, Dankbarkeit und ego-lose Liebe „schuldig“ zu sein. Diese Erinnerung an die Realität des persönlichen Wesens von Gott ist wahrscheinlich der revolutionärste Aspekt der Veda-Offenbarung.

Ohne die durch Gott, das absolute Bewußtsein, aktivierten Schöpfungsprinzipien könnte es nie zur Bildung von Universen, Planeten und Galaxien kommen, die fähig sind, Lebensraum für Lebewesen zu bilden. Man muß sich fragen, wie lange es noch dauert, bis die Wissenschaftler das einsehen bzw. öffentlich eingestehen. Während die Menschheit durch zunehmende Drangsale immer mehr zermürbt wird, werden Billiarden von Dollars in die Atomforschung investiert (Bau von neuen Teilchenbeschleunigern, Forschungszentren, Raumlaboratorien usw.). Wonach wird hier überhaupt geforscht? In wessen Auftrag wird hier geforscht? Was immer dabei herauskommt, es wird nicht den Menschen, sondern nur einer gewissen Machtelite dienen. Hier geht es offensichtlich um die Suche nach immer tiefergreifenden Möglichkeiten der Materiemanipulation, um dadurch dann auch die Menschen manipulieren können. Jeder, der die Natur einmal ohne Mikroskop und Teleskop anschaut, erkennt sogleich, daß die Materie nirgendwo aus sich selbst heraus Formen, schon gar nicht Lebewesen hervorbringt. Doch genau das soll uns mit Billiardenaufwand „bewiesen“ werden! Weshalb?

Sie erfinden für die zahllosen ungeklärten Vorgänge in der Schöpfung abstrakte Ausdrücke und denken, damit sei die Sache erklärt. Sie denken, sie seien fortgeschritten, wenn sie statt „Gott“, „Götter“ und „Dämonen“ Wörter wie „Urknall“, „Kausalität“, „Energie“ und „Zufall“ verwenden. Plötzlich ist das Universum leblos, die Natur wird nur noch als ein Mechanismus von toter Materie gesehen, ohne Seele, ohne Sinn. Und das soll uns mit Billiardenaufwand „bewiesen“ werden! Weshalb?

Würde in der Forschung nur ein Bruchteil des Aufwandes für die spirituelle Wissenschaft aufgewandt, käme sehr schnell an den Tag, daß Materie nicht die einzige und schon gar nicht die höchste Realität ist.

Diese Erkenntnis wäre wahrhaftig ein Quantensprung zum ursprünglichen Wissen der Menschheit, die heute aus irgendwelchen Gründen immer unpersönlicher, gefühlloser, gewissenloser und verantwortungsloser wird.

Um jedoch der spirituellen Realität gerecht zu werden, reicht die bisherige technologische, theoretische und akademische Schulung nicht aus. Es wären spirituelle Techniken erforderlich, die auf der individuellen Bewußtseinserweiterung beruhen. Man dürfte die Umformung der Materie nicht mehr mit Gewalt erzwingen wollen, sondern müßte lernen, mit höheren Energien umzugehen. Kurz, das Monopol des Materialismus wäre gebrochen und als Ursache der weltweiten Zerstörung entlarvt – und das darf anscheinend nicht geschehen. Also sucht man weiter nach gott-losen oder pseudoreligiösen Erklärungen, nur um diese allgegenwärtige Alternative – Gott (Viṣṇu) – zu ignorieren.

Diese Ausführung ist in keiner Weise eine Übertreibung. Der skizzierte Atheismus und Agnostizismus ist derart weit verbreitet und in der gegenwärtigen Epoche in eine bedrohliche Einseitigkeit abgedriftet, daß sich einige philosophische Wissenschaftler bereits ziemlich unwohl fühlen und Zweifel an der Richtigkeit der gesamten Vorgehensweise anmelden:
„Ich bin sofort bereit zu akzeptieren, daß die ganze Physik, die wir betreiben, einfach ein Resultat des nun drei Jahrtausende währenden Bestrebens der abendländischen Zivilisation ist, eine völlig andere Weltsicht anzunehmen, indem sie versucht, die Welt in kleine Teile zu transformieren, über die man unabhängig voneinander sprechen kann. Dies würde die indische oder buddhistische Kultur von vornherein ablehnen. Doch trotzdem waren wir damit sehr erfolgreich. Was ich zu beschreiben versucht habe, ist die Möglichkeit einer solchen speziellen Weltsicht und ihrer Folgen, die jetzt seit dreitausend Jahren in der Menschheit vorherrschend ist und auch wieder von etwas anderem überwunden werden könnte.“ – Carl Friedrich von Weizsäcker
Der Glaube an Zufall und Urknall
„Die Erfahrungen der Wissenschaft deuten auf eiskalte Unpersönlichkeit. Der erste große Schritt war die Entmystifizierung des Himmels. Der zweite die Entmystifizierung des Lebens. Sie hat die religiösen Empfindungen weit stärker getroffen als irgendeine andere Entdeckung der Naturwissenschaft. Vermutlich werden wir in den endgültigen Naturgesetzen zwar der Schönheit begegnen, doch Leben und Bewußtsein werden keinen Sonderstatus genießen. Denn Leben – auch der Mensch – ist das Resultat einer Kette historischer Unfälle. Wertmaßstäbe oder Moralbegriffe werden wir kaum finden, ebensowenig einen Gott, der an dergleichen interessiert ist.“ – Steven Weinberg, Nobelpreis 1979, Autor des in zwanzig Sprachen übersetzten Buches Die ersten drei Minuten – Der Ursprung des Universums
Trotz der Anmaßung, objektiv zu sein, kommt auch die moderne Wissenschaft nicht ohne Glauben aus, denn der Ursprung des Universums – ob es nun ein Urknall oder Schöpfungsakt war – liegt jenseits der beobachtbaren Bereiche. Dennoch verwendet die Wissenschaft die Gesetze der Physik und Chemie, um Rückschlüsse auf den Ursprung der Materie zu ziehen, und (er)fand den Urknall. Wir wissen nichts vom Ursprung. Wir wissen nicht, welche Gesetze damals wirkten, wir wissen nicht, woher die Energie kam, wir wissen nicht, was damals geschah, wie es geschah, wann es geschah und warum.

Dennoch lernen wir heute folgendes: Mit dem Urknall seien Raum und Zeit geschaffen worden. Vorher habe es weder Raum noch Zeit gegeben, weshalb es gar kein „Vorher“ gab. Deshalb erübrige sich die Frage nach dem „Woher“.

Die ausgeschleuderte Materie des Urknalls habe sich selbst die „Realität“ geschaffen; außerhalb dieser Realität gebe es nicht einmal das „Nichts“. So rase die Materie in die sich aufrollende Realität hinein. Innerhalb der ersten 10–35 Sekunden nach dem Urknall seien die Naturkräfte noch nicht getrennt, sondern vereinheitlicht gewesen (ebenfalls ein Konzept, das heute nicht nachvollziehbar ist). 10–43 Sekunden nach dem Urknall habe eine Temperatur von „ungefähr“ hundert Quintillionen Grad (~1032 K) geherrscht. Zu diesem Zeitpunkt oder Zeitstartpunkt habe es noch keine Atome gegeben. Was der Urknall ausgeschleudert habe, seien hitzefeste Elementarteilchen gewesen, wie Elektronen, Positronen, Neutrinos, Photonen (Licht) usw. Eine Millisekunde nach dem „Zeitpunkt Null“ habe die Temperatur nur noch 10 Billionen Grad betragen, und nach den „ersten drei Minuten“ habe sich das Universum bereits auf eine Milliarde Grad abgekühlt gehabt, so daß erste Kernreaktionen der Urknallmaterie stattfinden konnten. Dadurch seien die ersten Atome entstanden, insbesondere die leichten Elemente Deuterium, Helium-3, Helium-4 und Lithium. Durch die Schwerkraft, die „damals“ ebenfalls zu wirken begann, habe sich das universale, anorganische Gas langsam verdichtet. Nach den ersten Minuten, in denen sich die Ereignisse buchstäblich überstürzten, habe dann die jahrmilliardenlange Wartezeit eingesetzt: so lange habe es gedauert, bis die ersten Spiralnebel und Galaxien mit Sonnen und Planeten entstehen konnten, und damit verbunden die zufälligen Nebenprodukte, die wir heute „organische Materie“, „Bewußtsein“ und „Leben“ nennen.

Das alles muß man glauben. Diese Urknall-Theorie ist eine unbewiesene, ja nicht einmal wissenschaftliche Spekulation, weil sie von unbewiesenen Annahmen ausgeht. Man beschränkt das Universum auf die wahrnehmbaren Dimensionen und setzt voraus, daß die Gesetze, die auf der Erde gelten, auch überall im Universum gelten. Und man setzt voraus, daß dieselben Gesetze nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich überall gleich sind und waren: im gesamten Raum und im gesamten Zeitraum des Universums. Man glaubt, seit dem Anfang des Universums gälten überall im Universum dieselben Gesetze wie auf der Erde. Ist das nicht hypermittelalterliche Geozentrik ad absurdum?

Natürlich wird die Behauptung relativiert: Wir wissen nicht, welche Gesetze genau beim Urknall wirkten; wir wissen jedoch, bis zu welcher Zeitgrenze wir die Entwicklung des Universums anhand der uns bekannten Gesetze zurückverfolgen können – bis zurück zur Planckschen Mauer 10–43 Sekunden nach dem Urknall, d. h. bis zu 10 Septillionstelsekunden nach dem Urknall. Dort fallen die uns bekannten Gesetze in sich zusammen. Was vorher war, wissen wir nicht, aber das ist nicht wichtig, denn wir sind ja bis auf 10 Septillionstelsekunden nah rangekommen, und den Rest können wir mit Wahrscheinlichkeitsmodellen klären. Der Nobelpreisträger Leon Ledermann sagt stellvertretend für die moderne Forschung:
„Wir wissen gegenwärtig nicht, wie wir die Physik auf diese Anfangsphase anwenden sollen, da die bekannten Gesetze in einem Raumzeitgemisch sinnlos sind. […] Wir geben unumwunden zu, daß wir diese Anfänge nicht verstehen, aber glücklicherweise hat das für das Verständnis der späteren Ereignisse keine Bedeutung.“
Es hat keine Bedeutung für die späteren Ereignisse, weil man glaubt, die „späteren“ Ereignisse nach der Planckschen Mauer bereits aufgrund der physikalisch-kosmologischen Rückschlüsse zu kennen. Was vorher war, sei ohne Bedeutung … Aber vorher war der Urknall, auf dem der ganze Glaube aufgebaut wird! Der Urknall ist jenseits der Planckschen Mauer. An ihn kann man nur glauben, und auf diesem Glauben werden alle Modelle aufgebaut (Inflationsuniversum, Blasenuniversum, Superstring-Theorien usw.), die wiederum mit den irdisch ermittelten Gesetzen berechnet wurden, obwohl diese beim Urknall, von dem alles abhängt, noch gar nicht galten. Das „demütige“ Eingeständnis, das wissenschaftliche Wissen sei begrenzt und reiche „nur“ 10 Septillionstelsekunden an den Urknall heran, ist ein Bluff der materialistischen Wissenschaftler, denn ihr Wissen reicht nicht einmal aus, um das gegenwärtige Universum zu erklären, ganz zu schweigen also von Zuständen in der Nähe des Ur-sprungs bzw. Ur-knalls.

Übrigens ist der Ausdruck „Plancksche Mauer“ sehr treffend gewählt, weil er uns daran erinnern kann, daß der Mensch kein unabhängiger Beobachter des Universums ist, sondern ein Gefangener des Universums. Überall stößt der Mensch an Mauern, die er nicht überwinden kann: die eigenen Sinnesorgane, die eigenen Denkmuster, die eigene ungewisse Position, die begrenzte Bewegungsmöglichkeit, usw. Der Mensch ist ein Gefangener des Universums und kann das Universum nie verlassen, um festzustellen, womit er es überhaupt zu tun hat. (Bohm verwendete das Bild vom Fisch, der nie über sein Meer hinausblicken kann.) Der Mensch ist nicht einmal in der Lage, die höheren Dimensionen innerhalb des Universums zu sehen, weil diese Parallelexistenzen eine Realität jenseits der irdisch-begrenzten Sicht darstellen. Diese Parallelexistenzen zeigen auch, daß es Leben und Welten gibt, die nicht von den uns bekannten Atomstrukturen und Naturgesetzen abhängig sind.

Dies führt uns zum verhängnisvollsten Glaubenstrugschluß der Urknall-Theorie: Sie geht davon aus, daß das gesamte Universum ausschließlich aus Atomen und Atombestandteilen bestehe, auch das Leben und das Bewußtsein. Das ist eine unbewiesene, eigentlich schon längst widerlegte Annahme, die jedoch von den modernen Kosmologen diskussionslos geglaubt und vorausgesetzt wird. Sie denken, durch Quantenanalysen und immer größere Forschungsanlagen könnten sie den Anfang des Universums ergründen. Sie wollen in kostspieligsten Anlagen die hypothetischen Zustände möglichst nah beim Urknall simulieren, um herauszufinden, wie sich die Neutrinos, Gravitinos, Leptonen usw. zu Atomen verbunden haben, um zu Atomwolken und Gaswolken zu werden, die dann Planeten, „Ursuppen“-Meere, Aminosäurenverbindungen, Pflanzen, Tiere und Menschen hervorbrachten. Sie wissen nicht, ob es so war, aber sie wollen es beweisen – gegründet auf das materialistische Dogma, Leben sei nichts anderes als ein Produkt von Materie.

Die Wissenschaftler sind bis zum heutigen Tag nicht imstande zu erklären, was „Bewußtsein“, „Leben“ und „Tod“ ist, aber dennoch versuchen sie, den Anfang von dem, was sie nicht kennen, zu erklären. Sie behaupten großspurig, die „ersten drei Minuten“ des Universums nachvollziehen zu können. Aber sie wissen über den Ursprung jenseits der „Planckschen Mauer“ zugegebenermaßen nichts und deshalb auch über das Nachfolgende nicht viel mehr.

Die Theorien, die heute als „bewiesen“ gelehrt werden, sind Spekulationen aus einer relativen, irdischen Perspektive, die immer nur einen begrenzten Ausschnitt der Realität erfaßt, der dann noch von Menschen mit einem begrenzten Wissen interpretiert werden muß. Alles, was auf dieser Grundlage erkannt wird, kann nur verzerrt und verfälscht sein. Das einzige, was wir über die ersten drei Minuten des Universums wissen, ist, daß es bestimmt nicht so war, wie die materialistische Wissenschaft glaubt. Und wir wissen auch, daß diese begrenzte Perspektive bestimmt das Wichtigste übersieht, denn das Wichtigste ist unsichtbar.

Mahā-Viṣṇu und das expandierende Universum
„Der höchste Schöpfer liegt im Meer der Ursachen (kāraṇodaka), und durch Seine eigene spirituelle Energie wird alles erschaffen. In Seinem Yoganidrā, Seinem schöpfenden Schlaf [während Er die Schöpfung träumt], gehen zahllose Universen aus Seinem Körper hervor. Alle Universen mit ihren jeweiligen Brahmās existieren nur für die Dauer Seines Atemzuges. Dieser Mahā-Viṣṇu ist eine vollständige Parallelform der Höchsten Persönlichkeit Gottes, Govinda [Kṛṣṇa], den ich mit Liebe verehre.“ – Brahmā, der inneruniversale Schöpfer
Alle Universen sind – laut den Veda-Quellen – miteinander verbunden über das Kṣīra-Udaka, das „Meer der Ursachen“. Wir müssen uns bei dieser Beschreibung immer wieder in Erinnerung rufen, daß der Ausdruck „Meer“ hier nicht im Sinne der gewohnten Raumzeit-Begriffe verstanden werden darf. „Wir sollten es eher als eine Art ‚relative Ewigkeit‘ betrachten, eine Ewigkeit, die in einem Sinn lebendig und in Bewegung ist, aber nicht innerhalb der Ordnung von Zeit und Raum, wie wir sie für gewöhnlich wahrnehmen. Dieses ‚Meer‘ von Energie, das implizite Prinzipien der Ordnung enthält, entfaltet einen Vorgang, aus dem unser Universum von Raum, Zeit und Materie hervorgeht (und vielleicht auch noch andere Universen).“

Dieses Kāraṇa-Meer ist das Reich Mahā-Viṣṇus. Von Ihm gehen alle Universen aus: Er atmet sie aus, sie existieren für die Dauer Seines göttlichen Atemzuges und kehren dann aus ihrer Existenz der manifestierten Dualität wieder in Mahā-Viṣṇu zurück. Gottes Odem verleiht nicht nur den Individuen Leben, sondern auch den Planeten, Galaxien und Universen. Die Universen gehen in Samenform von Mahā-Viṣṇu aus und treiben während ihrer ganzen Existenz innerhalb des göttlichen Energiefeldes namens Kāraṇodaka. Diese zahllosen universalen Samen haben eine unendliche Dichte und Energie, was dazu führt, daß sie sich – getragen vom Kāraṇodaka und von Mahā-Viṣṇus Atem – auszudehnen beginnen. Die Strukturierung dieser sich ausdehnenden Raum-Zeit-Bälle setzt jedoch erst dann ein, wenn Viṣṇu auch innerhalb dieser jungen Universen erscheint und den Garbhodaka manifestiert. Das Erscheinen Garbhodakaśāyī-Viṣṇus und des Garbhodaka-Meeres innerhalb der Universen bläht diese bis anhin nicht lebensfähigen Universen auf. Dieser Impuls verleiht der Materie des Universums eine Struktur, so daß sie später zu konkreten Formen zusammengefügt werden kann. So kommt zum „Konstruktionsplan“ auch das geeignete „Baumaterial“ hinzu, die universale Materie mit den genau richtigen Impulsen und Konstanten. (Natürlich braucht es auch noch den Kṣīrodaka, bis sich auf den verschiedenen Ebenen des Universums eine konkrete „Natur“ bilden kann. Aber dieser Aspekt wird der Einfachheit halber später gesondert behandelt.)

Die moderne Urknall-Theorie ist zwar eine Spekulation, doch sie stützt sich auf konkrete quantenphysische und kosmologische Überlegungen. Deshalb kann sie nicht gänzlich falsch sein. Trotz der Ignoranz bezüglich Natur und Ursprung des Lebens und des Bewußtseins sind die Urknallforscherinnen und -forscher in der Lage, ein paar wichtige und richtige Schlüsse über die Entwicklung der materiellen Form des Universums zu ziehen.

Auf die Urknall-Theorie ist man gekommen, weil astronomische Beobachtungen seit den Zwanziger Jahren darauf hinwiesen, daß sich die Galaxien auseinanderbewegen. Wenn sich die Galaxien auseinanderbewegen, bedeutet das, daß sie einmal in einem Punkt vereint waren. Und weil man nur Materie sah und nur an Materie glaubte, dachte man, das müsse eine Punktmasse mit einzigartiger, unendlicher Dichte und Energie gewesen sein. Diese sei explodiert, und in der Milliarden von Grad heißen Urmaterie hätten dann die ersten Kernverschmelzungen stattgefunden.

Auf die grundsätzlichen Mängel dieser Theorie wurde schon hingewiesen:
  • daß sie die irdischen Naturgesetze auf die universalen Verhältnisse überträgt,
  • daß sie – gestützt auf diese erste ungerechtfertigte oder zumindest unbewiesene Annahme – davon ausgeht, diese hypothetischen universalen Gesetze würden überall und immer in der uns heute bekannten Form gelten, bis 10–43 Sekunden vor dem Urknall,
  • daß sie auf dem blinden Glauben beruht, das gesamte Universum mit allen Lebewesen sei nur eine Kombination von Atomen und könne auf eine materielle Urknallpartikelglut zurückgeführt werden. Alle Lebewesen seien nichts anderes als das Produkt von Zufällen oder Unfällen in der Verbindung der ältesten Elemente, wie Deuterium, Lithium, Helium usw.
Neben diesen fundamentalen Zweifelhaftigkeiten enthält diese Theorie auch offensichtliche wissenschaftliche Widersprüche. Beim Urknall seien Zeit und Raum entstanden (weshalb es nicht angehe, nach einem „Vorher“ oder „Woher“ zu fragen), die anfängliche Glut von „ungefähr“ hundert Quintillionen Grad habe sich abgekühlt, durch diese Energieumsetzung seien die ersten Fusionen möglich geworden. – Aber wie kann man von einer Abkühlung ausgehen? Abkühlung bedeutet, daß etwas Heißes sich mit etwas Kühlerem vermischt und dadurch „abkühlt“ oder, physikalisch gesprochen, daß die heiße Substanz einen Teil der hohen Bewegungsenergie ihrer Teilchen auf die langsameren Teilchen einer kühleren Substanz überträgt, die dann ihrerseits wärmer wird. „Damals“ gab es aber nichts anderes als die superglühende Minihölle. Der Plancksche Urball 10–43 Sekunden nach dem Urknall hatte nur einen Durchmesser von 10–43 Lichtsekunden (etwa ein Quintillionstel Millimeter) und hätte eigentlich die perfekte Thermoshölle sein müssen. Außerhalb gab es ja keinen anderen Raum, nicht einmal ein Nichts. (Was dann?) Die extreme Bewegungsenergie (= Hitze) kurz nach dem Urknall hatte also keinen Auspuff und konnte nur mit sich selbst reagieren. Trotz der Ausdehnung des Raumes wäre die ursprüngliche oder, genauer gesagt, urknallige Masse der Materie gleichgeblieben. Die Verringerung der Dichte kommt in diesem alles-ausschließenden Universalkörper nicht einer Abkühlung gleich, weil die Bewegungsenergie der Teilchen nur mit sich selbst reagieren kann, das heißt, die Temperatur im Raum bliebe gleich heiß, weil es „nichts“ gibt, wohin die Energie abgegeben werden könnte. Einmal mehr geht die Urknall-Rechnung nicht auf, weil zu Beginn der Rechnung ein entscheidender Fehler gemacht wurde: Das Universum besteht nicht nur aus Atomen! Deshalb sind auch im Ursprung die Atome nicht die einzigen Faktoren.

Ist also alles, was die Wissenschaft sagt, falsch? Nein, denn das Universum hat eine holographische Struktur! Auch wenn man nur einen verzerrten Ausschnitt des Universums betrachtet, bekommt man immer noch ein Abbild der wahren Beschaffenheit des Universums zu Gesicht. Innerhalb dieses Abbildes mögen die Rechnungen sogar aufgehen (ich sage nicht, daß die Physiker ihre Formeln nicht richtig verwenden), aber das ändert nichts daran, daß man sich nur mit einem verzerrten Abbild beschäftigt. Die Wissenschaftler, die nur in Richtung Materie blicken, sind genau wie die Mitfahrer eines Busses, die in den Rückspiegel des Fahrers blicken. Wenn diese Mitfahrer sich entschlössen, nur noch auf den Rückspiegel zu starren und nichts anderes zu glauben, als was sie in diesem Spiegel sehen, verlören sie die Sicht für die Gesamtheit und verständen nicht mehr, was sie tatsächlich im Spiegel zu sehen bekommen. Im Spiegel überlagern sich zahllose Perspektiven, aber jede dieser Perspektiven vermittelt einen kleinen Ausschnitt, der in sich stimmt. Das Bild im Spiegel ist nicht irgendein Hexenzauber, sondern ein Ausschnitt der sichtbaren Welt. Das Gesicht des Fahrers oder das nahende Auto existiert, allerdings nicht im Spiegel, sondern an einem anderen Ort und in einer anderen Dimension. Im Rückspiegel erscheint ein Auto an einem falschen Ort, in einer falschen Größe und in einer verminderten Dimension; es ist nur noch ein Lichtblitz. Und nur noch Lichtblitze sehen auch jene Menschen, die auf den Rückspiegel der Materie starren und mit Teleskopen (Spiegelteleskopen!) das jahrmillionenalte Licht der fernen Galaxien betrachten, um auf diese Weise Rückschlüsse auf den Anfang und das Alter des Universums zu ziehen. Das Bild, das sie sehen, stimmt in sich und entspricht einem gewissen Aspekt der Realität. Es ist nicht falsch, aber verzerrt: falscher Ort, falsche Größe, verminderte Dimension. Aber genau wie das Abbild des Autos im Rückspiegel einen beschränkten, aber nicht irrealen Eindruck vom wahren Auto vermittelt, so vermittelt der Blick in die Materie einen beschränkten, aber nicht irrealen Eindruck von der wahren Natur des Universums. Der indirekte Rückblick via Rückspiegel (sichtbare Materie) in die Vergangenheit des Universums läßt immer noch erkennen, daß sich die Planeten auseinanderbewegen, daß am Anfang irgendein gewaltiger Impuls (eine „inflationäre Bewegung“ des Universums) nötig war, damit sich die gleichmäßig verteilte Urmaterie überhaupt zu Galaxien und Planeten verdichten konnte, und daß das ganze Universum sehr alt sein muß. Dies sind unvollständige, aber nicht falsche Rückschlüsse, die nur dadurch möglich geworden sind, weil das Universum eine holographische Struktur aufweist. Deshalb bekommt die Wissenschaft, obwohl sie nur einen Teil betrachtet, einen Einblick in das Ganze.

Diese Relativierung des wissenschaftlichen Weltbildes ist eine Notwendigkeit. Dadurch wird einerseits aufgezeigt, daß die Wissenschaft nur ein unvollständiges Bild von der Realität liefert, und andererseits werden auch die fundamentalistischen Religionen gebremst, die da meinen, die Wissenschaft in Bausch und Bogen über Bord werfen zu müssen, nur weil deren Ansichten in keiner Weise mit ihren Dogmen übereinstimmen. Wenn in naher Zukunft Entdeckungen gemacht werden, die den Glauben an Urknall und Evolution erschüttern, müssen die Menschen auf dieses gotteswissenschaftliche (vedische) Verständnis zurückgreifen können, denn sonst werden Tür und Tor offen sein für triumphierende Fundamentalistenheere, die nur noch ihre Dogmen verfechten und für Philosophie und Wissenschaft nicht mehr ansprechbar sind.

Ein wissenschaftliches Verständnis vom Ursprung des Universums ist deshalb unerläßlich, und hier hat die moderne Wissenschaft tatsächlich wichtige Tore der Erkenntnis aufgestoßen. Das expandierende Universum gilt als „eine der wichtigsten Entdeckungen der modernen Astronomie.“ Bis vor sechzig Jahren hatte noch nie jemand daran gedacht, daß das Universum eine dynamische, expandierende Struktur sein könnte. Erst die fortgeschrittensten Geräte (bis hin zum Hubble-Raumteleskop) erbrachten die Beweise für die auseinanderstrebende Bewegung der Galaxien. Wenn man in den Himmel hochschaut und die geregelten Bahnen der nahen Planeten und Sternbilder betrachtet, kommt man kaum auf die Idee, daß wir hier in einer auseinanderstrebenden Konstruktion leben. Das Bild des expandierenden Universums ist nicht offensichtlich, und es dauerte auch Jahrzehnte, bis die Astronomen und Kosmologen (ganz zu schweigen von den Theologen) diesen Brocken schluckten. Aber die Veda-Offenbarung weiß schon seit jeher um die expandierende Struktur des Universums! Ist das nur Symbol, Mythologie und primitive Intuition, oder ist das ein Wissen aus einer höheren Quelle, aus einer außeruniversalen Perspektive?

Die vedischen Quellen äußern sich unmißverständlich: Es ist Wissen, das von Gott und den Göttern kommt, offenbart zum Nutzen der Menschen, damit sich diese viel Zeit, Energie und Aufwand sparen können und Gelegenheit bekommen, sogleich zu der Schlußfolgerung dieses Wissens vorzudringen, was wahrhaftig für die gesamte Menschheit von Nutzen wäre: Die Päpste der Wissenschaft, der Politik und der Religionen müßten erkennen, daß wir alle Teile einer göttlichen Einheit sind, weil wir alle aus derselben Einen Quelle hervorgegangen sind. Die materiellen Unterschiede sind nur eine zeitweilige Realität (= Dualität) und sollten unseren Blick nicht von der wahren Realität ablenken. Die wahre Realität ist, daß wir allesamt Teile Gottes sind und als Teile die Harmonie mit dem Ganzen finden sollten. Weil die Menschen heute dieser Einsicht beraubt sind, sind sie nicht fähig, diese Harmonie zu finden, obwohl immer mehr Menschen nach ihr rufen.

Wird die Veda-Offenbarung deshalb gerade heute wieder weltweit hörbar, als Antwort auf diese Rufe?

Wenn die Menschen sich der Frequenz dieser Offenbarung öffnen, ändert sich auch ihre persönliche Resonanz, und plötzlich erschließen sich ihnen völlig neue Quellen der Harmonie, Sympathie und Energie. Friede, Vernunft und Respekt vor dem Leben haben ihre natürliche Grundlage in dieser Gotteserkenntnis, einer Welteinsicht, die auf einmal sogar neue Formen der Energie und Technologie sichtbar machen wird. Der offensichtliche Beweis für diese Aussage ist das gegenwärtige Chaos, denn dieses Chaos zeigt, was geschieht, wenn ebendiese Gotteserkenntnis fehlt. Solange die Menschen nicht bereit sind, diese allgegenwärtige Alternative zu sehen, wird das Chaos – Krieg, Kriminalität, Krankheit, Kataklysmen bis hin zu kontinentalen Verschiebungen – die Menschen zunehmend heimsuchen, trotz der leeren Versprechungen von seiten der politischen, pseudo-religiösen und ökonomischen Propaganda.
„Religion und Naturwissenschaft – sie schließen sich nicht aus, wie manche heutzutage glauben oder fürchten, sondern sie ergänzen und bedingen einander. […] Es ist der stetig fortgesetzte, nie erlahmende Kampf gegen Skeptizismus und gegen Dogmatismus, gegen Unglaube und gegen Aberglaube, den Religion und Naturwissenschaft gemeinsam führen, und das richtungweisende Losungswort in diesem Kampf lautet von jeher und in alle Zukunft: Hin zu Gott!“ – Max Planck, Pionier der Quantenphysik, Nobelpreis 1918
Dunkle Materie: Ist das Universum in sich gekrümmt?

Alles, was wir über das Universum wissen, wissen wir durch die Registrierung der elektromagnetischen Strahlen (Licht-, Röntgen-, Radiostrahlen usw.), die bis zu unserer Erde vordringen. Von dem, was nicht bis zu unserer Erde vordringt, wissen wir nichts. Und dazu kommt, daß wir vieles, was unsere Erde erreicht, ebenfalls nicht wahrnehmen. Wäre das Universum nicht holographisch, hätte die wissenschaftliche Vorgehensweise keine Chance, irgend etwas über das Universum zu erfahren. Das konnte sie jedoch – trotz zweifelhafter Grundlagen, Perspektiven und Schlußfolgerungen –, weil auch in den wahrnehmbaren Ausschnitten ein Abbild der Gesamtheit erkennbar ist. Eine der wichtigen Erkenntnisse der modernen Wissenschaft ist das expandierende Universum, eine andere die Entdeckung der „dunklen Materie“.

Was ist „dunkle Materie“? Materie, von denen der Mensch keine elektromagnetischen Signale empfängt; sie ist unsichtbar, nicht eruierbar und nicht definierbar, aber dennoch existiert sie im Universum.

Wie konnte diese unwahrnehmbare Materie dann trotzdem entdeckt werden? Wiederum durch indirekte Rückschlüsse.

Wenn man von einem Urknall einer Urmaterie mit unendlicher Dichte ausgeht, in der alle Grundkräfte noch vereint waren, muß man auch annehmen, daß „damals“ alle Materie einheitlich und gleichmäßig (homogen) strukturiert war. Es gab noch nicht einmal Atome, sondern nur die hitzebeständigen Energiegebilde, die jedoch allesamt mit einem Höllentempo auseinanderrasten. Wenn wir heute ins Weltall blicken, sehen wir jedoch keine gleichmäßige Materieverteilung. Erst in den letzten zwanzig Jahren wurde entdeckt, daß Galaxien in Galaxienhaufen und diese Galaxienhaufen in Superhaufen angeordnet sind und daß sich zwischen ihnen riesige kosmische Leerräume befinden. Was hat die anfänglich homogene Materie dazu bewegt, sich auf diese Weise anzuordnen? Sogar heute noch empfängt die Erde aus allen Richtungen des Universums die gleiche kosmische Hintergrundstrahlung, die als Reststrahlung des Urknalls gedeutet wird. Gemäß der Urknalltheorie mußten sich die Elementarteilchen schon in den allerersten Sekunden und Minuten nach dem Urknall zu Atomen und Atomverbindungen zusammenfügen, weil die auseinanderfliegende Materie sonst zu weit voneinander entfernt gewesen wäre, um noch miteinander in Wechselwirkung zu treten. Worin bestand die anfängliche Symmetriebrechung? Wie kam Struktur in die Materie? Diese Fragen gehören heute zu den wichtigsten ungelösten Rätseln der Kosmologie.

Hinzu kommt, daß alle diese Galaxien, nachdem sie sich auf unerklärte Weise dennoch gebildet hatten, (1.) innerhalb ihrer eigenen Strukturen rotieren, daß sie sich (2.) auch in Beziehung zu ihren Schwestergalaxien bewegen, mit denen sie einen Superhaufen bilden, und daß sich (3.) die Galaxien dieses Superhaufens wiederum in Beziehung zu den anderen Superhaufen bewegen. Gleichzeitig streben all diese Galaxien auseinander und behalten dennoch ihre Struktur. Was hält ihre Strukturen zusammen? Ihre sichtbare Masse reicht nie aus, um die nötige Gravitationskraft zu erzeugen.

Die einzige mögliche Erklärung, die man bis heute gefunden hat, ist die Existenz von nicht sichtbarer und nicht strahlender, also „dunkler“ Materie: „Damit die Galaxien in ihren Haufen zusammenbleiben, muß es zehn- bis hundertmal mehr unsichtbare als sichtbare Materie geben. … Um die Galaxien in ihren Haufen [d. h. die Galaxienhaufen] zusammenzuhalten, ist abermals mehr dunkle Materie erforderlich: Je größer die Gebiete sind, die man betrachtet, desto mehr Dunkle Materie muß es geben, und zwar gemessen an der sichtbaren Materie, nicht nur absolut. Kommt man zum Universum als ganzem, macht die sichtbare Materie nur etwa ein Prozent der Materie insgesamt aus.“

Mit anderen Worten: 90 bis 99 % der Materie im Universum ist unsichtbar, hat keine elektromagnetische Strahlung und ist für den Menschen nicht wahrnehmbar. Dies zeigt, daß sich die kosmologischen Spekulationen von allem Anfang an im Kreis drehen: Man beobachtet das sichtbare Universum und erkennt dabei, daß der größte Teil des Universums nicht beobachtbar ist. Welche Grundlage haben dann die Spekulationen (wie die Urknalltheorie), wenn man gar nicht weiß, was man sieht und was man nicht sieht?
„Wir wissen nicht, woraus mehr als 90 Prozent der Masse im Universum bestehen, aber wir wissen mit Sicherheit, daß die Dunkle Materie etwas ist, was wir noch nie gesehen haben. Die hell leuchtenden Spiralen der Galaxien sind nur Treibgut auf einem Fluß, stumme Zeugen von Kräften, die auf einer für uns unsichtbaren Ebene wirken. … Vieles spricht dafür, daß dieses vertraute Universum selbst nichts weiter ist als ein unwesentlicher Bestandteil der wirklichen Ordnung der Dinge. Vielleicht macht die Materie, aus der unser Sonnensystem, unsere Erde und unser Körper bestehen, nur einen relativ kleinen Teil des Weltalls aus, das überwiegend aus ganz anderem Stoff gebildet ist.“
Als die Urknalltheorie aufkam, stellte sich die Frage nach der Zukunft des Universums. Wird sich das Universum immer weiter ausdehnen, bis ihm die Energie ausgeht, so daß es irgendeinmal als starre Materie in ein totes Nichts von 0K (–273° Celsius, der „absolute Kältetiefpunkt“) eingeht? Oder wird die Bewegung des Auseinandergehens (die Expansion) einmal gestoppt werden und in eine Kontraktion (Zusammenziehung) übergehen? Das würde bedeuten, daß sich die Masse des gesamten Universums zu irgendeinem Zeitendpunkt wieder in einem einzigen Punkt vereinen würde (der große „Endknall“). Beides sind keine rosigen Aussichten für das Universum, denn beides bedeutet „Vernichtung“ – aber mit unterschiedlichen philosophischen Konsequenzen.

Die Expansionsbewegung des Universums kann nur gestoppt werden, wenn die Gravitationskraft die Fliehkraft zu neutralisieren vermag und dann die Überhand gewinnt; dann würden die Galaxien nämlich nicht mehr auseinanderstreben, sondern umkehren und einander entgegenstreben. Dies hängt davon ab, ob die Materiemasse des Universums groß genug ist, um die nötige gravitative Bremskraft aufzubringen.

Als man mit Keplers Gesetzen, mit der Spektralanalyse und noch mit anderen Tricks versuchte, spekulative Schätzungen über die (sichtbare) Masse des Universums anzustellen, erkannte man, daß die (sichtbare) Masse mindestens zehnmal geringer war als die mutmaßliche Masse, die für eine Kontraktion nötig wäre. Gemäß diesen Berechnungen käme es im Universum nie zu einer Kontraktionsbewegung.

Durch die Beobachtung der kosmischen Strukturen und durch kernphysikalische Proportionen-Schätzungen wurde jedoch erkannt, daß es im Universum viel mehr Materie geben muß, als wir zu sehen imstande sind, und zwar an die 99 %!

Die Konsequenzen dieser Erkenntnis werden meistens vertuscht. Ein häufiges Argument der Kosmologen besagt, die „dunkle Materie“ sei kein Problem, denn sie sei schon längst identifiziert: Sie sei in jenem großen Anteil der fein verteilten Materie zu finden, die sich noch nicht zu Planeten verdichtet habe. Aber diese Erklärung ist zweifelhaft. Wie soll Materie mit geringer Dichte Gravitationsfelder erzeugen, die ganze Sonnensysteme, Galaxien und Galaxienhaufen einfängt? Und wenn 99 % der universalen Materie auf die scheinbaren Leerräume verteilt sind und tatsächlich derart starke Gravitationsfelder erzeugen, dann würden Licht- und alle anderen elektromagnetischen Strahlen derart gekrümmt, gebrochen und abgelenkt, daß sich kein Astronom mehr auf das verlassen dürfte, was er an Signalen registriert. Spektroskopische Messungen von Strahlungen aus dem Universum sind ohnehin von allem Anfang an ein Glücksspiel, weil man ja nie weiß, von welcher Quelle die Strahlung in Wirklichkeit ausging und durch welche Medien sie unterwegs hindurchgefiltert wurde. Bestätigt sich einmal mehr die Lebensmaxime des weisen Sokrates: „Ich weiß, daß ich nichts weiß“?

Aufgrund der holographischen Struktur des Universums bekommen wir – trotz des verzerrten, ungewissen Ausschnittes, den wir wahrnehmen – einen gewissen Einblick in die wahre Natur des Universums: Irgendwie leben wir in einem expandierenden Universum, in dem wir jedoch fast nichts sehen, aber zumindest wissen, daß wir fast nichts sehen. Soviel sehen wir – aber mehr nicht!

Wenn die sichtbare Materie nur etwa 1 % der gesamten Masse des Universums ausmacht, bedeutet das, daß genug Materie vorhanden ist, um jene kritische Dichte zu erreichen, die zu einer Kontraktion des Universums führen wird. Mit anderen Worten, wenn die Masse groß genug ist, ist das Universum in sich selbst gekrümmt, und irgendeinmal wird es wieder in einen Punkt der unendlichen Dichte zurückfallen – und genau das sagen die vedischen Schriften!

Die Erkenntnis, daß das Universum und alle Materie in sich selbst gekrümmt ist, führt zu einem tieferen Verständnis des universalen Energieflusses. So wie es auf unserer Ebene Energie, Formen und Bewußtsein gibt, gibt es auch auf allen anderen Ebenen der universalen Existenz Energie, Formen und Bewußtsein (d. h. lebende Wesen), denn die göttlichen Schöpfungsenergien verdichten sich über die verschiedenen Abstufungen des Universums, wobei die dichteren (niedrigeren) Ebenen immer in den höheren enthalten sind. Dieser Schlüssel zeigt einmal mehr, daß Phänomene wie „Super-Energie“, „freie Energie“, subtile Technologie, geistige Kräfte, „mind over matter“, PSI-Kräfte, Telepathie usw. sehr wohl eine reale Grundlage haben. Wir müssen gefaßt sein, daß vielleicht alles ganz anders ist, als wir es in der Schule gelernt haben.

Die Universen – Blasen im kosmischen Ozean

Mahā-Viṣṇu atmet zahllose Universen aus, die alle wie Blasen in der Kāraṇodaka-Dimension treiben. Im Rhythmus des göttlichen Atems dehnen sich die Universen aus und beginnen sich bei Halbzeit zusammenzuziehen, bis sie wieder in unendlicher Dichte als reine Energie in Mahā-Viṣṇu eingehen.

Wenn die Universen manifestiert sind, geht Mahā-Viṣṇu in zahllosen Parallelformen als Garbhodakaśāyī-Viṣṇu in jedes Universum ein. Durch diesen Impuls strukturieren sich die Universen. Zusammen mit Garbhodakaśāyī-Viṣṇu tritt das universale Garbhodaka-Meer in Erscheinung, und die Materie ordnet sich. Die Struktur des Universums ist vergleichbar mit einer Blase oder einem aṇḍa („Ei“). Einer von vielen Sanskritausdrücken für das Universum lautet in diesem Zusammenhang Brahmāṇḍa, zusammengesetzt aus den Wörtern brahman, „spirituelle Energie“, und aṇḍa, was „Ei“, aber auch „Dunkelheit“ bedeutet, denn das materielle Universum ist jener Bereich in Gottes Reich, in dem aus spiritueller Sicht Dunkelheit herrscht. Der Sanskritausdruck für Universum, Brahmāṇḍa, bedeutet also wörtlich „verdunkelte/bedeckte spirituelle Energie“ oder „das auf spiritueller Energie treibende Ei“. Das Ei ist ein treffendes Symbol für das Universum, denn das Universum wird – laut Veda – tatsächlich von „Schalen“ begrenzt.

Die vedischen Schriften erklären, daß das Brahmāṇḍa (Universum) von sieben Schalen umhüllt wird. Jede Schale ist zehnmal so dick wie die vorhergehende, wobei die erste dem zehnfachen Durchmesser des Universums entspricht. Diese Schalen werden vom sichtbaren Licht nicht erreicht, ebensowenig wie die äußere Hälfte des Universums. Die universale Lichtgrenze wird im 5. Canto des Śrīmad-Bhāgavatam als Lokaloka-„Gebirge“ bezeichnet:
„Auf der Hälfte des universalen Radius erscheint das große Gebirge, das die von Licht beleuchtete Hälfte des Universums von jener ohne Licht trennt. Deshalb heißt es Lokaloka.“ (5.20.34)
Der Bereich jenseits der Lokaloka-Dimensionsgrenze – und dazu gehören auch die sieben Schalen – ist nicht sichtbar. Aus diesem immensen Bereich sind keine elektromagnetischen Strahlen empfänglich (keine Licht-, Infrarot-, Ultraviolett-, Röntgenstrahlen usw.). Auch gemäß der vedischen Wissenschaft sind weit über 90 % der Gesamtmasse des Universums in diesen „dunklen“ Bereichen zu finden. Aus dem Bṛhad-Bhāgavatāmṛta und anderen Schriften erfahren wir jedoch, daß diese Bereiche nur aus der relativen Sicht des inneren Universums „dunkel“ sind. In Wirklichkeit sind sie höherdimensional und befinden sich einfach jenseits der elektromagnetischen Strahlung. Der Einfluß dieser Materie hat jedoch einen entscheidenden Einfluß auf das universale Gravitationsfeld.

Innerhalb des Universums gibt es vierzehn verschiedene Dimensionsebenen. Die Erde gehört zur siebten, also zur mittleren Ebene, genannt Bhūrloka. (Spätere Interpreten und Studenten des altindischen Wissens, wie gewisse Griechen und Ägypter, haben diese Aussage mißverstanden und gedacht, dies bedeute, die Erde sei im Zentrum des Universums.) Die unteren sieben Planetensysteme gehören ebenfalls zum dunklen Bereich des Universums, und zwar im eigentlichen Sinn des Wortes. Von den Galaxien der oberen sieben Dimensionsebenen sind von der Erde aus nur die nächsten drei (Bhūrloka, Bhuvarloka und Svarloka) zu sehen:
„Lokaloka ist die Grenze zwischen der bewohnten und der unbewohnten Hälfte des Universums. Durch den höchsten Willen Krsnas ist Lokaloka die äußere Grenze von Bhūr-, Bhuvar- und Svarloka und wurde errichtet, um das Licht im Universum zu lenken. Die Himmelskörper, von der Sonne bis zu Dhruvaloka, breiten ihre Strahlen über diese drei Welten aus, jedoch nur innerhalb von Lokaloka. [Das heißt, alle Strahlung, die auf der Erde eintrifft, stammt ausschließlich aus diesen drei Lokas. Die Strahlung der Planeten aus den obersten vier Dimensionsebenen ist für die Menschen auf der Erde nicht mehr wahrnehmbar.]“ (Śrīmad-Bhāgavatam 5.20.37)
Diese Themen eröffnen ein faszinierendes Feld für vedische Wissenschaftler: Was ist die Gravitation im Innern dieser Kugelsymmetrie? Das Universum scheint kein Gravitationszentrum zu haben, sondern ein in sich gekrümmtes Hauptgravitationsfeld in den Schalen und ein anderes auf dem Garbhodaka-Meer. In welchen Formen verdichtet sich der Energiefluß unter diesen Einflüssen – von den Schalen über die Galaxien bis hin zu den Atomen (die ebenfalls „Schalen“ haben!)? Wie bewegt sich das Licht unter diesen Einflüssen? Gemäß Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie kann Licht durch Gravitation gebeugt werden. Wie sieht die gekrümmte Geometrie in der Nähe solch großer Massen aus? Der größte Teil der universalen Masse ist in den Schalen zu finden. Haben wir es nicht nur mit geraden Rotationsachsen zu tun, sondern mit krummen bzw. spiralförmigen? Wenn das Universum in sich gekrümmt ist, bedeutet das, daß sich jede Materie letztlich im Kreis oder in Spiralen bewegt? Wir wissen, daß elektrische Ladungen, die im Kreis bewegt werden, Magnetfelder erzeugen. Erzeugt die bewegte Materie im gekrümmten Raum dann Gravitomagnetismusfelder? Wie wirkt sich im expandierenden Universum die kontinuierliche Dichteveränderung aus? Wie können wir von unserer Ebene der Verdichtung auf andere Ebenen wechseln? Wie tun das die höheren Wesen? In den höheren Ebenen sind die unteren ja enthalten. … Und so weiter.

Die gekrümmte Raumzeit und das Alter des Universums
„Die materielle Erscheinungswelt hat einen Durchmesser von 6,4 Milliarden Kilometer. Sie ist eine Verbindung von acht materiellen Elementen, die in sechzehn weitere Kategorien – innere und äußere – umgewandelt sind. Die Schichten, die das Universum umhüllen, sind gegen außen immer weniger verdichtet. Jede ist zehnmal so dick wie die vorangehende. Alle Universen, die traubenförmig zusammenhängen, erscheinen wie Atome in einer gewaltigen Verbindung.“ – Śrīmad-Bhāgavatam 3.11.41
6,4 Milliarden Kilometer entsprechen etwa 6 Lichtstunden. Die entferntesten Galaxien, die der Astronomie heute bekannt sind, werden auf eine Entfernung von 15 Milliarden Lichtjahren geschätzt.

Haben wir es hier also doch mit einer antiken, unaufgeklärten Astronomie zu tun, die das Sonnensystem bereits für das ganze Universum hält? Wie oft schon wurde hier an dieser Stelle mit einem triumphierenden Ja geantwortet. „Wir haben es schon immer gesagt. Früher gab es keine Hochkulturen, die über ein uns ebenbürtiges oder sogar fortgeschritteneres Wissen verfügten. Unsere gegenwärtige Zivilisation ist halt doch der Höhepunkt der Evolution!“ So verlockend diese Selbsthuldigung auch klingen mag, nach alledem, was wir bis jetzt gehört haben, sollten wir mit solch voreiligen Schlüssen vorsichtig sein.

Wir haben einerseits gesehen, auf welch unbewiesenen Annahmen das moderne Bild des Universums aufgebaut ist und welche Widersprüche es in sich birgt, und andererseits haben wir gesehen, daß das vedische Weltbild das expandierende Universum, die Energiestruktur des Atoms, die Quantenpotential-Felder, die „dunkle“ Materie und vieles mehr kennt. Sollen wir wirklich glauben, daß diese Wissensquelle mit einer solch unglaubwürdigen Größenangabe für das Universum aufwartet? Diese Zahl (Durchmesser des Universums 6,4 Milliarden Kilometer) führen die Skeptiker immer wieder ins Feld, wenn das „fortgeschrittene“ vedische Weltbild präsentiert wird. Deshalb möchte ich dieses heiße Eisen nicht unter den Teppich kehren – sowieso kein gutes Versteck für heiße Eisen –, sondern möchte es vor aller Augen schmieden, denn dadurch wird nochmals und auf eindrückliche Weise klar, welch tiefe Einsichten sich hinter dieser scheinbar lächerlichen Größenangabe verbergen.

Ich muß zuallererst gestehen, daß die Meinungen hierüber sogar in vedischen Kreisen auseinandergehen. Was ich hier präsentiere, ist meine persönliche Meinung, die sich jedoch Schritt für Schritt auf die vedischen Aussagen stützt, wodurch ich betonen möchte, daß ich nicht bloß moderne Erkenntnisse auf alte, verschwommene Texte projiziere. Die ursprünglichen Texte sind meiner Meinung nach sehr klar, nur wurden sie bisher nie wirklich ernst und beim Wort genommen.

Der erste wichtige Punkt ist, daß sich Längenangaben auf den Raum beziehen. Wenn man von Raum spricht, muß man auch von Zeit sprechen. Raum und Zeit bedingen sich gegenseitig, wie auch Einsteins Relativitätstheorie bestätigt. Die vedischen Weisen sind sich darüber sehr wohl bewußt und unterscheiden deutlich zwischen zwei Arten von Zeit: Ewigkeit (sat) und unendlich lange Zeit (kāla). Die Sat-Ewigkeit bezieht sich auf die zeitlose, immaterielle Dimension (die spirituelle Welt) und Kala auf die Welt der unendlich langen Zeit und des unendlichen Wandels (die materielle Welt). Materie ist immer mit Kala verbunden und unterliegt dadurch dem unendlichen Wandel durch konstante Schöpfung und Auflösung (Dualität), wie in der Bhagavad-Gītā (11.32) erklärt wird:
kālo ’smi loka-kṣaya-kṛt. „Ich bin die Zeit (kāla), die große Zerstörerin der Welten.“
Was die vedische Beschreibung des Universums betrifft, so steht der geringen Raumangabe eine astronomische Zeitspanne gegenüber. Raum darf nie getrennt von Kala (Zeit) betrachtet werden. Distanzen sind immer relativ, vor allem wenn es um die Größe des Universums geht. Erstens dehnt sich das Universum konstant aus und kann sich sogar – bei der Kontraktion – in die entgegengesetzte Richtung bewegen. Maßangaben sind also sinnlos, weil sich die Ausdehnung des Universums konstant ändert. Um genau zu sein: Was sich ändert, ist der Raum. Die Struktur jedoch bleibt dieselbe! Das ist einfach zu verstehen, wenn man sich einen Ballon vorstellt, auf den Punkte gemalt sind. Wenn man den Ballon aufbläst, nimmt das Volumen (der Raum) zu, aber die Struktur der Punktanordnung (ihre relative Distanz) bleibt gleich.

Deshalb geben die vedischen Schriften Distanzangaben nicht in Lichtjahren, sondern in relativen Größen an: „Dieses Planetensystem ist zehnmal soweit entfernt wie das andere, und von diesem ist das nächste wiederum hundertmal soweit entfernt.“ Wer die entsprechenden Beschreibungen in den Purāṇas liest, wird sehen, daß immer solche relativen Distanzangaben erwähnt werden – was das einzig Sinnvolle ist.

Was die Astronomie heute macht, ist alles andere als sinnvoll: Sie guckt in den Himmel. Aber dort im Himmel sieht man erstens nie das gesamte Universum und zweitens nur die Vergangenheit. Wenn wir Sterne oder Galaxien betrachten, die Lichtjahre entfernt sind, sehen wir nur das Licht, das vor Jahrhunderten und Jahrtausenden, ja vor Jahrmillionen und Jahrmilliarden ausgestrahlt wurde. Wenn die Astronomen heute sagen, die entfernteste Galaxie habe eine Distanz von 15 Milliarden Lichtjahren, ist das rundweg falsch! In Wirklichkeit bedeutet diese Aussage: Wir haben Licht gesehen, das vor 15 Milliarden Jahren von einer Galaxie ausgestrahlt wurde. Über die gegenwärtige Position, Geschwindigkeit oder Masse der Galaxie wissen wir rein gar nichts! Wir wissen nur eins: daß sie bestimmt nicht mehr dort ist, wo wir sie jetzt „sehen“. Oder hat die Galaxie 15 Milliarden Jahre lang stillgestanden? Oder hat die Erde gewartet, bis das Licht endlich eintrifft? Und woher wissen wir, daß das Licht während diesen 15 Milliarden Jahren brav geradeausgeflitzt ist? In 15 Milliarden Jahren kann so viel passieren! Vor allem leben wir in einem gekrümmten Universum, in dem alle Geraden gekrümmt sind und letztlich zu Kreisen oder Spiralen werden – auch die Lichtstrahlen! Wiederum war es Einstein, der mit seiner Allgemeinen Relativitätstheorie gezeigt hat, daß Lichtstrahlen von starken Gravitationsfeldern gekrümmt werden können – was mittlerweile in der Praxis hinlänglich nachgewiesen wurde: Man sah zum Beispiel, daß Licht in Sonnennähe gekrümmt wird. Erst mit dieser Erkenntnis konnten die von der Erde aus beobachtete Unregelmäßigkeit der Merkur-Umlaufbahn erklärt werden. Newtons Gesetze hatten für diese Anomalie keine Erklärung geben können.

Licht wird also gekrümmt! Je größer der Eindruck der Distanz, um so mehr muß man von einer starken Krümmung ausgehen. Da das Universum homogen gekrümmt („gewölbt“) ist, muß man sogar erwarten, daß man dieselbe Galaxie vielleicht mehrere Male sieht – genau wie wenn man ein Hologramm anschaut! Da wir weder den Standpunkt der Galaxie noch die Struktur des Universums kennen, kennen wir auch den Krümmungswinkel nicht. Vor Jahrmilliarden war das Universum auch noch nicht so ausgedehnt wie heute, war also merklich krummer. Das Universum ist ja keine Kugel, sondern ein Ellipsoid (aṇḍa). Wir wissen auch nicht, durch welche Medien diese Lichtwellen zu uns gelangt sind und welche Ablenkungen sie erfahren haben. Wir wissen auch nicht, ob sich die Galaxie immer konstant mit der heutigen Geschwindigkeit bewegt hat. Da so viele Faktoren unbekannt sind, muß man sich fragen, wie zuverlässig die heutigen astronomischen Angaben überhaupt sind.

Einmal mehr stellt sich heraus, daß wir in einem Spiegelsaal leben, in einem gekrümmten, holographischen Universum, das viele Illusionen erzeugt, und die Menschen, die blind nur ihren Sinneswahrnehmungen vertrauen, merken es nicht. Deshalb mahnen die vedischen Schriften die Bewohner der Erde immer wieder mit Nachdruck:
„Alle Sterne und Planeten wurden von Brahmā zu Beginn des Kalpa [zu Beginn von Brahmās neuem Tag] in ihre richtige Bahn gesetzt. Die Lage all dieser Himmelskörper wird vom Höchsten Wesen bestimmt. Niemand ist fähig, die Weite der unbegrenzten Natur dieses Universums zu beschreiben. Nie wird es einem Menschen gelingen, mit seinen irdischen (‚fleischlichen‘) Augen das wahre Bild des Universums zu sehen.“ (Matsya Purāṇa 1.128.82 - 83)
Die vedischen Astronomen machten sich deshalb nicht die Mühe, ihr Wissen über die Tiefen des Universums mittels direkter Beobachtung zu bekommen. Allzu schnell wurde dies als ein Zeichen mangelnden Fortschritts gewertet; nun aber wissen wir, daß sie diesen Aufwand aus Einsicht vermieden, weil sie sich klar der optischen Tücken des Universums bewußt waren. Für astrologische Zwecke beobachteten sie das Sonnensystem, weil über diese relativ kurze Distanz die Verfälschung noch nicht ins Gewicht fällt. Aber den Griff in die Tiefen der Materie – in die Tiefen des Kosmos wie auch in die Tiefen des Atoms – haben sie sich erspart, weil sie ganz andere und bessere Wissensquellen hatten. Sie bezogen ihr Wissen von höheren Quellen und höheren Besuchern. Woher sonst hätten sie ihr fortgeschrittenes Wissen haben können?

Aufgrund dieser praktischen Erkenntnisse geben die vedischen Quellen universale Distanzen nicht in ungewissen Lichtjahren an, sondern in Angaben über die relative Distanz, weil diese konstant bleibt und dem Menschen ein vorstellbares Bild vom Universum vermittelt.

Raum darf nie unabhängig von der Zeit betrachtet werden. Auf den verschiedenen universalen Ebenen sind Raum und Zeit völlig verschieden – ein weiterer Grund, warum es sinnlos ist, das Universum mit irdischen Längen messen zu wollen. Was Einstein mit seiner Speziellen Relativitätstheorie beschrieben hat, war nur ein bescheidener Anfang, denn seine Formel E=mc2 ist von der Lichtgeschwindigkeit abhängig, was bedeutet, daß sie sich nur auf die sichtbare Materie bezieht. Im Bereich des Sichtbaren ist die Lichtgeschwindigkeit tatsächlich die höchste Geschwindigkeit, was keine besonders geniale Feststellung ist, denn wenn etwas eine höhere Geschwindigkeit als die des Lichtes hätte, wäre es ja nicht mehr sichtbar! Aber wir haben mittlerweile erkannt, daß ein großer Teil des Universums nicht in den Bereich des Sichtbaren fällt: Alles außerhalb von Lokaloka ist nicht sichtbar, und von den vierzehn Dimensionsebenen sind elf ebenfalls nicht sichtbar (in bezug auf die elektromagnetischen Strahlen).

Zeit ist der Schlüssel zum Raum. Die Bhagavad-Gītā und viele andere vedischen Schriften geben uns eine eindrückliche Formel für die Umrechnung von Zeit und Raum.

Die Umrechnung geht von der höchsten Dimensionsebene des Universums aus, von der subtilen Welt Brahmās, des inneruniversalen Schöpfers.

Die relative Zeit in den verschiedenen universalen Dimensionen
„Nach menschlicher Zeitrechnung (vido janāḥ) ergeben eintausend Zeitalter (sahasra-yuga) zusammengenommen die Dauer eines Tages im Leben Brahmās. Und ebensolange währt seine Nacht.“ – Bhagavad-Gītā 8.17
Kṛṣṇa definiert Seinen Zeitmaßstab „nach menschlicher Zeitrechnung“. Es gibt offensichtlich noch andere Zeitmaßstäbe. Im Śrīmad-Bhāgavatam (3.11.18 - 19) wird mit der Zeitrechnung der Halbgötter erklärt, wie lange das obenerwähnte Sahasra-Yuga-Zeitalter dauert:
„O Vidura, die vier Einzel-Yugas heißen Satya-, Tretā-, Dvāpara- und Kali-Yuga. Die Gesamtdauer dieser vier Zeitalter entspricht 12’000 Jahren der Halbgötter (divyaiḥ).
An anderen Stellen wird dieselbe Dauer in menschlichen Jahren angegeben, woraus man ableiten kann, daß ein divya-Jahr 360 Erdenjahren entspricht. Die vier Yugas dauern also 12’000 x 360 = 4’320’000 Jahre. Ein Tag Brahmās besteht aus 1000 solchen irdischen Viererzyklen, also aus 4’320’000’000 Jahren (4,32 Milliarden Jahren). Ebensolange währt seine Nacht. Brahmās 24 Stunden entsprechen also 8,64 Milliarden Jahren.

Dementsprechend dehnt sich die Raumzeit mit jeder steigenden Dimensionsebene. Für dieselbe Strecke, die wir auf der Erde in 24 Stunden zurücklegen, brauchen wir als Erdlinge in Brahmās Dimension – aus irdischer Sicht – 8,64 Milliarden Jahre! Wir mögen also von einem Kilometer sprechen, aber ein Kilometer in der siebten Dimensionsebene (Bhūrloka) ist nicht dasselbe wie ein Kilometer in der sechsten, fünften, vierten, dritten, zweiten oder ersten Dimensionsebene:
„30 Jahre entsprechen einem Monat der Devas. Ein Jahrhundert der Menschen entspricht etwas mehr als drei Monaten der Devas. 360 Menschenjahre entsprechen einem Jahr der Devas. 3030 Menschenjahre entsprechen einem Jahr der Sapta-Ṛṣis [Plejaden]. 9090 Menschenjahre entsprechen einem Jahr Dhruvas. 36’000 Menschenjahre entsprechen eintausend göttlichen Jahren.“ (Matsya Purāṇa 2.142.11 - 17)
Jede Distanzangabe, vor allem wenn sie in Zeiteinheiten (Lichtjahren) gegeben wird, ist relativ, denn Wesen aus verschiedenen Dimensionen überwinden dieselbe Wegstrecke in unterschiedlichen Zeitspannen.

Wir mögen also lachen: „6,4 Milliarden Kilometer! Das ist ja nur ein wenig mehr als der Abstand Sonne – Pluto.“ Aber wenn wir diese interdimensionalen Kilometer mit einer schnellen Rakete zurücklegen wollen, merken wir auf einmal, daß wir – mit fortschreitender Distanz – pro Wegeinheit immer länger brauchen. Bei der letzten Milliarde von Kilometern brauchen wir Milliarden von Erdenjahren pro „Kilometer“! (Man könnte es mit jemandem vergleichen, der eine herunterkommende Rolltreppe hochgehen will und kaum vorwärts kommt.)

Aus irdischer Sicht mag es also aussehen, als ob man Jahrmilliarden braucht, um die entferntesten Galaxien und Quasare zu erreichen, aber diese Zeitangabe sagt noch nichts über die objektive Distanz aus, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Scheinbar sehr lange Distanzen können in Jahrmillionen, Jahren oder Augenblicken überwunden werden. Das hängt von der Methode der Überbrückung des Raumes ab, was sich dann natürlich in der Zeitdauer niederschlägt.

Die vedischen Schriften geben uns deshalb nur relative Distanzangaben, und zwar solche, zu denen wir auch mit unserem irdischen Vorstellungsvermögen noch einen Bezug haben können. Wenn man die entsprechenden Distanzverhältnisse in ein Modell überträgt, bekommt man ein Universum mit überraschenden Proportionen. Wir sehen auf einmal Struktur und Sinn in der Struktur.

Auf jeden Fall stehen in der vedischen Astronomie dem „kleinen“ Universum die großen Zeitangaben gegenüber, die zeigen, daß die relative Raumzeit ebenfalls astronomisch gesehen werden muß.

Wendezeit im Universum
„Alle Lebewesen – ob Brahmā, ob Mensch oder eine Ameise – leben hundert Jahre, doch die einzelnen der hundert Jahre dauernden Zeitspannen unterscheiden sich voneinander. Die Welt, in der wir leben, ist eine Welt der Relativität, und ihre relativen Zeitspannen sind voneinander verschieden.“ – Śrīmad-Bhāgavatam 7.6.6 (Erläuterung von Prabhupāda)
Brahmās Lebensdauer entspricht annähernd der Lebensdauer des Universums, und diese ist – gemäß der Veda-Offenbarung – viel länger, als heute angenommen wird. Die Dauer von Brahmās Tag (24 Stunden) wurde bereits berechnet: 8,64 Milliarden Erdenjahre. Brahma lebt für 100 Jahre à 12 Monate à 30 Tage. Das entspricht 8’640’000’000 x 30 x 12 x 100 = 311 Billionen und 40 Milliarden Erdenjahre!

So überraschend die scheinbar kleine Zahl ist, die die vedischen Schriften für den Raum (Durchmesser) des Universums angeben, so verblüffend ist die große Zahl für die Zeit (Lebensdauer) des Universums. Heute wird das Alter der Erde auf 4 bis 6 Milliarden Jahre und das Alter des Universums auf etwa 10 bis 20 Milliarden Jahre geschätzt. Diese Angaben gründen in der Logik, daß die (angeblich) entferntesten Galaxien ein Maßstab dafür seien, wie viel Zeit seit dem Urknall verflossen sei. Da jedoch über 90 % der Materie im Universum nicht sichtbar und deshalb nicht lokalisierbar ist, entbehrt diese Berechung jeder objektiven Grundlage. Nochmals müssen wir uns fragen: Was wissen wir über die Gesetze, die im weiten Universum gelten? Dürfen wir die irdisch-physikalischen Verhältnisse auf das Universum übertragen? Gibt es keine höheren Dimensionen im Universum, wo die Raum- und Zeitgesetze der Erde nicht mehr gelten? Bestehen das Universum und alles Leben in ihm nur aus Atomen, nur aus Materie?

Die vedische Antwort auf diese Fragen haben wir mittlerweile kennengelernt. Wenn wir tatsächlich davon ausgehen können, daß Leben und Bewußtsein nicht bloß Produkte von Atomverbindungen sind, fällt das ganze materialistische Modell vom Urknall in sich zusammen und wird gegenstandslos, weil dieses nur Atome und geozentrische Verallgemeinerungen in Betracht zieht. Das ausschließlich auf die Materie bezogene Urknall-Modell gibt im besten Fall einen Hinweis auf das Entstehen der physikalischen Bhūrloka-Dimension, und diese ist nur eine von vierzehn Dimensionsebenen.

Die lange Lebensdauer des Universums ist nicht linear, sondern zyklisch und unterliegt regelmäßigen Auflösungen und Neuschöpfungen. Der wichtigste Zyklus wird von den Tagen Brahmās dargestellt, die im Sanskrit als Zeiteinheit Kalpa genannt werden. Mit dem Anbruch von Brahmās Nacht werden alle Planeten der unteren zehn Dimensionsebenen „vom Garbhodaka überflutet“ und gehen in einen Zustand der Auflösung über, so daß Brahmā sie beim Anbruch des nächsten Tages, nach 4,32 Milliarden Jahren, wieder neu schöpfen muß. Das ganze sichtbare, meßbare Universum (Bhūr-, Bhuvar- und Svarloka) sowie die sieben unteren „Planetensysteme“ werden regelmäßig aufgelöst und neu geschaffen. Man darf das Entstehen und Vergehen der Planeten also nicht mit dem Entstehen und Vergehen des Universums gleichsetzen – was heute jedoch getan wird. Jede astronomische Spekulation über das Universum wird auf Planetenbeobachtungen aufgebaut. Ein fataler Denkfehler, denn das Ganze (das Universum) ist mehr als die Summe seiner Teile (Planeten)!

Was weiß die materialistische, „moderne“ Kosmologie über den gegenwärtigen Zustand des Universums? Genausowenig wie über dessen Ursprung! Je größer die Entfernung zu einer Galaxie, desto länger hat deren Licht gebraucht, bis es auf die Erde traf. Wenn die entferntesten sichtbaren Galaxien 15 Milliarden Lichtjahre entfernt sind, dann bedeutet das, daß das eintreffende Licht etwas über die Position dieser Galaxie vor 15 Milliarden Jahren aussagt. Wo ist diese Galaxie heute, 15 Milliarden Jahre später? Sie versteckt sich sozusagen hinter ihrem eigenen Licht, und wir wissen nichts über sie und nichts über das Universum als Gesamtes.

Die vedischen Schriften erwähnen diesbezüglich ein aufschlußreiches Detail:
„Die einhundert Jahre von Brahmās Leben sind in zwei Teile gegliedert, in das erste und das zweite Parārdha. Die erste Hälfte der Lebensdauer ist bereits vorüber, und nun beginnt die zweite Hälfte.“ (Śrīmad-Bhāgavatam 3.11.34)
Die Hälfte von Brahmās Leben ist vorbei, was gleichbedeutend ist mit der Halbzeit des Universums. Mit anderen Worten, das Universum hat den Zustand der weitesten Ausdehnung erreicht und geht nun in die Kontraktion über. Interessanterweise haben einige Kosmologen bereits dieselbe Vermutung geäußert: die Galaxien seien kurz vor dem Umkehrpunkt!

Wir befinden uns – gemäß vedischer Beschreibung – in einem pulsierenden Universum. Das widerspricht den Ansichten der materialistischen Kosmologie, die zwar ein „geschlossenes Universum“ als These akzeptieren kann, aber bestreitet, daß die Kontraktion in den Endpunkt ein Neuanfang sein kann. Sie behauptet, es gebe nur einen Start aus dem „Weniger-als-Nichts“ und einen Rücksturz in dieses Unbekannte; der Endpunkt könne kein Neuanfang sein, weil sich in einer pulsierenden Bewegung die Energie erschöpfen würde. Von der Veda-Offenbarung erfahren wir jedoch, daß das pulsierende Universum einen immerneuen Impuls von Mahā-Viṣṇu bekommt. Auf diese Weise spiegelt sich im ewigen Rhythmus der Vergänglichkeit und Dualität die Ewigkeit von Gottes Reich.

Die Theorie von der einmaligen Existenz des Universums und des individuellen Lebens führt zu einem Materialismus, der die Menschen an die Ketten der Dualität und Unwissenheit fesselt. Wer nicht weiß, daß das Universum genauso wie der Mensch und alle anderen Lebewesen reinkarniert, tappt im Dunkeln und ist den dunklen Mächten ausgeliefert, die wohlweislich diese materialistischen Weltbilder propagieren. Heute, wo das Universum vom Ursprung am weitesten weg ist, sind diese Mächte besonders aktiv. „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“

Das Alter der Sonne und der Erde

Wie alt ist die Erde? Heute befinden wir uns in der Mitte des siebten von vierzehn Manu-Zeitaltern innerhalb eines Tages von Brahmā. Auf Brahmās Planet beginnt jetzt gerade die Mittagsstunde, die aus irdischer Sicht Millionen von Jahren dauert. Seit Beginn von Brahmās Tag sind also rund zwei Milliarden Jahre vergangen. Zuvor hatte eine Nacht Brahmās geherrscht, deren Anbruch die Auflösung der Erde, d. h. einen Übergang zu ihrer Neuschöpfung, bedeutet hatte. Brahmas Nacht dauert 4,32 Milliarden Jahre, und vom neuen Tag sind rund 2 Milliarden Jahre vergangen: Die Neustrukturierung der Erde begann also vor ungefähr 6,5 Milliarden Jahren. Das ist das Alter, das auch die Wissenschaft schätzt!

Aus der radiometrischen Messung der Erdkruste läßt sich tatsächlich ein Rückschluß auf das Alter der Erde ziehen – mehr jedoch nicht! Die damaligen und sogar noch früheren Zustände der Erde entziehen sich dem Zugriff der Forschung. Was wir heute über den Anfang der Erde (ganz zu schweigen über den Anfang des Universums) lernen, beruht auf nichts anderem als einer spekulativen, materialistischen Interpretation gewisser geologischer und kosmologischer Befunde.

Die vedische Wissenschaft, die älteste der Menschheit, liefert zahlreiche Angaben über die Erde und das Universum, die der Mensch erst seit kurzem mit kompliziertesten Computerberechnungen wieder herausgefunden hat. Daneben liefert sie viele andere Beschreibungen, mit denen die Menschen jedoch seit einigen Jahrtausenden nichts mehr anfangen können. Das liegt daran, daß die vedisch-„mythologische“ Sprache viel Wissen voraussetzt, nicht nur die sichtbare Welt, sondern auch die unsichtbaren, feinstofflichen Welten beschreibt und deshalb den Menschen des gegenwärtigen Zeitalters völlig unverständlich erscheint, genauso wie einem Physiker der Renaissance die Formeln der neusten Physik.

Erst heute gelingen uns erste Aufschlüsselungen. Daß wir heute das hohe Alter der Erde kennen, ermöglicht uns, auch die anderen Angaben der vedischen Quellen ernst zu nehmen: Diese sagen, daß bei der angeblichen „Entstehung“ der Erde bloß ein anderer Tag Brahmās zu Ende ging. Und sie beschreiben das Schicksal der Erde und der Sonne „damals“, was auch einer Prophezeiung gleichkommt, denn der gegenwärtige Tag Brahmās wird ebenfalls einmal zu Ende gehen.

In den Purāṇas, z. B. im Brahmāṇḍa Purāṇa (I.1.5.121/123/136 - 138), können wir folgendes lesen:
„Am Ende von Brahmās Tag (kalpa) kommt es zum kalpadaha (die große Hitze am Ende des Kalpas) … Die eintausend Strahlen der Sonne ballen sich zu sieben Strahlen, von denen jeder wie eine eigene Sonne zu glühen beginnt. Allmählich wird die Sonne einhundert Mal größer und verglüht die drei Welten. … Wenn die Nacht Brahmās sich dem Ende naht, wenn die Erde nach einer Dauer von eintausend dunklen Mahā-Yugas all ihr Feuer verloren hat [sich abgekühlt hat], wenn Dunkelheit ohne einen Lichtglimmer herrscht und der Wind nachläßt, dann wünscht Brahmā, erneut die Planetensysteme zu erschaffen.“ „Als die vormalige Schöpfung vom Saṁvartaka-Feuer verbrannt wurde, schmolzen auf der Erde die Gebirge und Gesteine.“ (I.2.7.9b)
Neuste kosmologische Berechnungen besagen:
„Die Sonne hat im Moment etwa die Hälfte ihres Lebensweges hinter sich. Mit zunehmendem Alter wird … sich die Sonne allmählich in einen größeren, helleren und heißeren Stern verwandeln. Im Laufe der nächsten zwei Milliarden Jahre wird sich die Sonne zu einem sogenannten Roten Riesen aufblähen und 100mal größer und 500mal heller als heute sein. … Die aufgeblähte Sonne wird das Oberflächenmaterial der Erde schmelzen lassen.“
Das ist ferne Zukunft – und ferne Vergangenheit! In der Nacht Brahmās kühlt sich die glühende Erde ab, wodurch sogar die Aufteilung der geologischen Erdalter in 4 und 2 Milliarden Jahre eine Erklärung findet. Vor zwei Milliarden Jahren, so heißt es heute, sei es in der Erdgeschichte zu einem entscheidenden Einschnitt gekommen; die Erde sei soweit abgekühlt und strukturiert gewesen, daß erste rudimentäre Lebensformen entstehen konnten. Vor zwei Milliarden Jahren sei auch die Erdatmosphäre entstanden!

Die vedische und die moderne Altersangabe für die Erde (und die Sonne!) stimmen überein, auch die Altersangaben für das Universum, wenn man davon ausgeht, daß die moderne Kosmologie nur die Entstehung des sichtbaren Teils des Universums (Bhūr-, Bhuvar- und Svarloka) vor Augen hat. Diese Entstehung bezieht sich auf das Ende des letzten Tages von Brahmā, denn jedes Ende ist ein neuer Anfang. Das war vor rund 6,5 Milliarden Jahren, als das gesamte sichtbare Universum mitsamt der Erde in einen Zustand der Neustrukturierung durch große Hitze (der angebliche Urknall!) überging. Das Alter des Universums wird heute auf 10 bis 20 Milliarden Jahre geschätzt, aber das ist eine großzügig aufgerundete Zahl, weil man der hypothetischen Evolution des Universums und des Lebens gerne eine möglichst lange Zeitspanne einräumt. (Für die höheren Bereiche des Universums, die von Brahmās Nacht nicht direkt berührt werden, geben die vedischen Quellen eine viel höhere Altersangabe.)

Wiederum muß man sich fragen: Wie konnten die vedischen Weisen das alles wissen – bis hin zum Detail, daß die Sonne 100mal größer werden wird? Das Wissen der vedischen Hochkultur bringt das evolutionäre Geschichtsbild in peinliche Bedrängnis.

Angesichts all dieser Tatsachen dürfen die vedischen Wissensquellen nicht mehr ignoriert werden, enthalten sie doch Angaben, die erst heute wieder mit der Hilfe von aufwendigster Technologie erahnt werden. Wenn die Erkenntnisse der modernen Wissenschaft von der vedischen Wissenschaft bereits um Jahrtausende vorweggenommen wurden (ohne Riesenaufwand!), dann müßten die Vertreterinnen und Vertreter der modernen Wissenschaft eigentlich auch die anderen Bereiche der vedischen Wissenschaft ernstnehmen und zu erforschen beginnen. Ihre eigenen neusten Befunde bestätigen ja nichts anderes als die vedischen Darstellungen.

Die vedischen und die modernen Altersangaben stimmen auf frappante Weise überein; aber die Szenarien sind grundverschieden. Das moderne ist „eiskalt“ materialistisch, das vedische beschreibt eine geistige Verdichtung und pulsierende Erneuerung der physischen Welt.
  1. Auf der Grundlage dieser offensichtlichen Tatsache wird oft die Meinung vertreten, niemand könne wissen, was „Licht“ (das Absolute, Gott) sei; Gott sei vollkommen unverständlich. Die vedische Logik entgegnet: Ja, es stimmt, das Absolute ist vollkommen und für den Menschen unverständlich. Aber das Absolute (Gott) ist so vollkommen, daß es nicht nur unverständlich ist. Wäre es nur unverständlich, würde ihm etwas fehlen, nämlich der Aspekt der Verständlichkeit! Gott ist also nicht nur unverständlich, sondern auch verständlich, und diese Vollkommenheit Gottes zu verstehen ist die Vollkommenheit aller Logik und der wahre Zweck der gottgegebenen Intelligenz.
  2. absolute Individualität: Gott als absolute Individualität ist im Sanskrit mit vielen Namen bekannt, z. B. Viṣṇu, der „Alldurchdringende“ (die immanente Individualität Gottes in der Materie), und Kṛṣṇa, der „Allanziehende“ (die transzendente Individualität Gottes in der spirituellen Welt). Dasselbe Verständnis in einfacherer, aber nicht minderwertiger Erklärung findet sich in jenen Offenbarungen, in denen Gott als „Vater“ oder „Vater-Mutter“ bezeichnet wird. Der vorliegende Artikel zeigt, daß diese zeitlose Erkenntnis durch die atheistisch-esoterischen Weltbilder des Pantheismus oder Monismus weder widerlegt noch aufgehoben oder relativiert wird.
  3. Jesus sagte hingegen nie: „Ich bin mein Vater.“ Dies scheinen jedoch gewisse Fundamentalisten zu übersehen, wenn sie behaupten, Jesus habe gesagt, er sei Gott.

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